Abstract
Bei den im September und Dezember angesammelten Schlangen (Natrix tigrina tigrina) wurde die Schilddrüse elektronenmikroskopisch eingehend beobachtet.
1. Die Follikelepithelzellen der Schlangenschilddrüse sind in der Mehrzahl der Fälle kubisch gestaltet, zuweilen aber cylindlisch, ihre freie Oberfläche ist in der Regel mit geringfügigen Mikrovilli versehen. Außerdem finden sich selten etwas größere Cytoplasmafortsätze, welche mehr oder weniger weit ins Follikellumen vorspringen und wohl auf die apokrine Sekretion der Follikelepithelzellen hindeuten dürften; das Vorkommen der großen apokrinen Fortsätze, die bei Follikelzellen der Säugerschilddrüsen nicht selten vorgefunden wurden, wurden bei der Schlange nicht bestätigt.
2. Zwischen zwei benachbarten Follikelzellen findet sich eine lange stäbchenförmige Schlußleiste unmittelbar unterhalb der freien Oberfläche, Die sog. BIZZOZEROschen Knoten (node of BIZZOZERO) werden zuweilen in den tieferen Stellen zwischen den Follikelzellen vorgefunden. An den miteinander sich dicht berührenden Plasmamembranen der lateralen Flächen von zwei benachbarter Follikelzellen werden öfters intercelluläre Interdigitationen oder Invaginationen in kleiner Zahl gefunden; zwischen den betreffenden Plasmamembranen treten öfters verschieden geformte intercelluläre Räume oder Kanälchen auf, zuweilen erscheinen sie zwischen den Basalabschnitten der Follikelzellen und münden nach der Basalmembran aus. Aber sie sind in den ultradünnen Schnitten von dem Follikellumen bis zu der Basalfläche der Follikelzellen kontinuierlich nicht verfolgbar.
3. An der Plasmamembran der freien Oberfläche der Follikelzellen sind pinocytotische Bläschen oft in beträchlicher Zahl wahrzunehmen, dies ist auch der Fall an der Plasmamembran der der benachbarten Zelle zugerückten lateralen Fläche der Follikelzellen, besonders kommen viele pinocytotische Bläschen in der unmittelbaren Nähe der oben erwähnten erweiterten intercellulären Räume oder Kanälchen vor. Diese Ergebnisse sprechen wohl für das Vorhandensein eines Ausschwemmungsweges des Schilddrüsenkolloids durch die Follikelepithelzellen, dann durch die intercellulären Räume; es wird nämlich das Schilddrüsenkolloid im Follikellumen durch Pinocytose in die Follikelzellen aufgenommen, darauf dringt es in die Interzellularräume hinein, und wird auf diesem Wege schließlich außerhalb des Follikels entleert.
4. Bildung der sog. basalen Einfaltung (basal infolding) der basalen Plasmamembran der Follikelzellen ist bei der Schlangenschilddrüse sehr schwach, aber zwischen den kleinen Basaleinfaltungen findet man nicht selten Cytoplasmafortsätze in kleiner Zahl, die umgekehrt nach außen in die Basalmembran vorspringen und entlang der letzteren sich eine kleine Strecke erstrecken, sodaß sie öfters innerhalb der Basalmembran als kleine, von einer Plasmamembran umschlossene Cytoplasmainsel erscheinen (basale Ausfaltungen gegenüber den basalen Einfaltungen). Als ein bevorzugter Platz dieser basalen Strukturen läßt sich die der perifollikulären Blutkapillare zugewandte Fläche des Follikelepithels angeben.
5. Die Follikelepithelzellen der Schlange führen im allgemeinen ein gut entwickeltes granuläres endoplasmatisches Reticulumsystem, das in der Regel in der supra- und perinukleären Cytoplasmazone verhältnismäßig weite, regelmäßige Lamellenstrukturen bildet; in dieser Zone ordnen sich granuläre Membrane des endoplasmatischen Reticulums (ER) mehr oder weniger dicht und regelmäßig parallel an, geschlossene Lumina oder Räume begrenzend.