Abstract
Franz Schmidt (1874 Pressburg-1939 Perchtoldsdorf) ist ein sehr wichtiger Komponist, der neben den Musikern der Neuen Wiener Schule die Zwischenkriegszeit in Wien reprasentiert. Trotzdem ist seine Musik ausserhalb Osterreichs fast unbekannt. Er komponierte zwar, anders als Schonberg und seine Nachfolger, weder atonal noch dodekadisch, und die Musiker, die auf ihn einen grossen Einfluss ausubte, waren meist die Tondichter des 19. Jahrhunderts: Brahms, Bruckner und Mahler. Daher konnte man Franz Schmidt oberflachlich als altmodischen Spatromantiker ansehen. Aber er war nicht bloss konservativ, sondern er wollte auf der osterreichschen symphohischen Tradition der zyklischen grossen Form und des Variationsverfahrens einen neuen Stil autbauen. Das kann man an der vierten Symphonie beobachten. In der Vierten ist die viersatzige Form der bisherigen Symphonien in einem einzigen grossen Satz zusammengefasst. Auf diese Weise realisierte Franz Schmidt seine eigene Idee der Symphonie. Und die Vierte enthalt einen anderen Charakter der Programmusik, die in Wien traditionell nicht so ernst rezipiert wurde, und zwar ein Requiem fur seine Tochter. Also schuf diese Symphonie die Atomosphare der zeitgenossischen Zeit, in der man die schwere Zukunft ahnen konnte. Der scheinbar konservative Musiker schuf tatsachlich etwas musikalisch Neues. Deshalb sollte man Franz Schmidt bei der Behandlung der Musik der Zwischenkriegszeit nicht vernachlassigen.