2016 Volume 32 Pages 36-46
In der heutigen Diskussion wird Karl Kraus oft mit der Netzkultur in Beziehung gebracht. Dabei schätzt man einerseits Krausʼ Zeitschrift Die Fackel als Vorläufer des Blogs, andererseits beruft man sich auf Krausʼ Satire, um die Social Media, zu denen der Blog gehört, zu verurteilen. Dies ist im Buch The Kraus Project (2013) von Jonathan Franzen, einem berühmten US-amerikanischen Romanschreiber, der Fall. Dieser Zwiespalt im neueren Kraus-Verständnis deutet auf ein bisher übersehenes Problemgebiet bezüglich des Potentials der Literatur hin. Im vorliegenden Aufsatz wird dieses Thema hauptsächlich auf der Grundlage der Kraus’schen Essays, die Franzen ins Amerikanisch übersetzt hat, erörtert.