抄録
Ingeborg Bachmanns Unter denMördern und Irren
— zur Variierung der Täter-Opfer-Konstellation —
Kinuko TAKAI
1. Feministische Elemente1) im Erzählband Das dreißigste Jahr
1961 veröffentlichte Ingeborg Bachmann ihren ersten Erzählband Das dreißigste
Jahr. Dieser Prosaversuch löste überwiegend negative Reaktionen aus. Dies kam in
erster Linie daher, dass Bachmann dem Publikum, das auf neue Gedichte der Lyriker in
hoffte, nun Erzählungen vorlegte. Allerdings ging es nicht nur um das literarische
Genre, sondern auch um das Thema ihres neuen Werkes. Während eine der Erzählungen,
nämlich Alles, oft lobend erwähnt wurde, erregten besonders Ein Schritt nach
Gomorrha und Undine geht öffentliches Ärgernis. In Ein Schritt nach Gomorrha
verstößt die Protagonistin gegen ein geschlechtliches Tabu in der bürgerlichen
Gesellschaft, und in Undine geht schuf Bachmann einen Monolog einer mit der
menschlichen Welt hadernden Undine. Eine Protagonistin, die von einem Mädchen
in ein Liebesverhältnis gelockt wird, und eine von den liebenswerten Undinen bei
Fouqué oder Giraudoux ganz verschiedene Undine irritierten die Leser. Ihre Behauptungen
und Wünsche waren ganz realistisch, weshalb sie nicht mehr so ruhig gelesen
werden konnten wie Bachmanns schwierige, manchmal unverständliche, aber schöne
Gedichte.