ドイツ文學
Online ISSN : 2187-0020
Print ISSN : 0387-2831
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構成原理としての神話
フロイト, ジョイス, シュミット
窪 俊一
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1988 年 80 巻 p. 32-42

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抄録

Ein Hauptmerkmal des Mythos ist die "Verformbarkeit seiner Elemente“ (H. Blumenberg). Der Mythos hat eine offene Struktur und wird rezipiert, auf jeweilige gesellschaftliche Situationen bezogen und neu gestaltet. Trotzdem bleibt der Mythos konstant, weil er ein archetypisches Muster für das Geschehen und die Handlungen in der menschlichen Geschichte darstellt. Nach der mythischen Konzeption ist die Geschichte ein zyklischer Prozeß, in dem gewisse typische Situationen sich ewig wiederholen, im Gegensatz zum christlichen, positivistischen Zeit-Konzept. Aber der "neue“ Mythos soll keine Rückkehr in die Vergangenheit sein, sondern eine von Heute und von der Zukunft sprechende Erinnerung. Sonst schlägt der Mythos in die Mystik zurück.
FREUD nannte seine Triebtheorie "unsere Mythologie“ und Triebe "mythische Wesen“. Bei Freud hängt der Mythos eng mit den psychischen Phänomenen des Individuums zusammen. Die Schlüsselbegriffe der Psychoanalyse wie z.B. "Ödipus-Komplex“ stammen fast alle aus dem mythischen Bereich. Der Traum ist für Freud auch eine Informationsquelle über die Vergangenheit. Freud projiziert die seelischen Konflikte auf die menschliche Frühgeschichte. Er sieht die Analogie zwischen der Entstehung des Mythos und dem Ausbruch der Neurose. Anhand des mythischen Musters interpretiert er dann nicht nur die pathologischen Phänomene, sondern auch die Kunstwerke. So setzt er die Entwicklung eines Individuums mit der der Menschheit gleich. Für ihn ist Psychose die Wiederkehr eines Traumas aus der Urzeit.
Bedeutend für die literarische Neuschöpfung des Mythos in der Moderne ist "Ulysses“ von James JOYCE. Auch bei ihm ist der Mythos in der Analogie zur Gegenwart verstanden. Mit Hilfe der Mythen (Odysseus-Mythos, Hamlet-Legende u.a.) ist der Roman mehrschichtig überlagert strukturiert. Der Text bekommt durch die Unterlegung des mythischen Musters eine Art archaische Kontinuität, die dem Mythos innewohnt. Der Alltag in der modernen Großstadt wird durch die Betonung der ironischen Funktion der Analogisierung zwischen dem modernen, alltäglichen und antiken, heroischen Geschehen zur mythischen Größe erhöht; gleichzeitig wird dem Mythos seine Idealität weggenommen. Einen mehrschichtigen und mehrstimmigen Text produziert Joyce mit verschiedenen Stilmitteln. Bei "Finnegans Wake“ verstärkt sich these Tendenz extrem. Nur Vicos Geschichtsphilosophie (eines zyklischen Geschichtsprozesses) vereint viele Stoffe, Mythen, Gedanken und Gestalten und macht ihre Amalgamierung überschaubar. Und der Text selbst folgt auch förmlich diesem Kreislauf. Gleichzeitig scheint uns, daß Joyce hier die Sprache selbst mythologisieren, d.h. auf die Bildung einer "Universalsprache“ zielen wollte.
Die Hinwendung Arno SCHMIDTs zum Mythos, die seit Ende 50er Jahre immer stärker wurde, ist wahrscheinlich durch die Auseinandersetzung mit Freud und Joyce veranlaßt worden. Seit der "Gelehrtenrepublik“ (1957) benutzt er immer wieder die alte Literatur oder die Mythen als Textunterlage und strukturiert damit die Texte. Seitdem stehen all seine Werke unter den Einflüssen dieser beiden geistigen Väter. Auch er versucht nun die Sprache mehrschichtig und mehrstimmig zu gestalten und ihr dabei einen psychoanalytischen Akzent zu geben ("Etym-Theorie“). Ein Beispiel dafür: "Caliban über Setebos“ (1964) ist unter anderem eine Travestie des Orpheus-Mythos. Der Text bildet einen ironischen Kontrast zum Mythos und damit wird das Heilige säkularisiert. Schmidt stellt mit "3000 Fiorituren & Pralltrillern“ einen konsequent durchstrukturierten Text her.

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