die Deutsche Literatur
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Herder und das Volkslied
MASAFUMI TAKAGI
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1991 Volume 86 Pages 47-59

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Abstract

"…eine aussterbende Sprache von größter Schönheit, eine Volkspoesie von höchstem Reichtum, schon Goethe und Herder…“, so schreibt Johannes Bobrowski in seinem Roman >Litauische Claviere<. Es ist bekannt, daß der junge Goethe, angeregt von Herder, im Elsaß Lieder-darunter das berühmte "Röschen auf der Heide“-sammelte und sie diesem übersandte. Damit begann die Reihe der Volkslieder-Ausgaben in deutschsprachigen Ländern (>Des Knaben Wunderhorn< von Achim von Arnim und Clemens Brentano, usf.). Bobrowski deutet in seinem Roman auf diese literaturgeschichtliche Tatsache hin.
Auch in Japan wird neuerdings die deutsche Volkskunde oder die volkskundliche Literatur intensiv erforscht. Dabei ist es notwendig, anzumerken, daß "schon Herder“ (Bobrowski) in bezug auf das Volkslied die Problematik des Themas der volkskundlichen Forschung anschnitt und wichtige Methoden dazu entwickelte. Im folgenden möchte ich die Grundzüge des Herderschen Gedankengutes über die Volkspoesie (mittels seiner drei Texte->Ossian<-Aufsatz, >Von Ähnlichkeit…< und >Volkslieder<-Sammlung-) in vier Themenkreisen zusammenfassen.
(a) Über die Mündlichkeit des Volksliedes und die fast entscheidende Rolle des Gehörs. ("Nichts ist stärker und ewiger, und schneller, und feiner, als Gewohnheit des Ohrs“. >Ossian<-Aufsatz)
(b) Über das Volkslied als "das Archiv des Volks“, worin man "die Denkart des Volks, die Sprache der Empfindung“ kennenlernen kann. (>Von Ähnlichkeit…<)
(c) Über die poetische Struktur des Volksliedes, die sich in "lebhaften Sprüngen, kühnen Würfen“ typisch zeigt. (>Ossian<-Aufsatz)
(d) Über die Methode der Sammlung und die Anordnung der Volkslieder, woran man auch die Eigenheit der Herderschen Gedanken erkennen kann. (>Volkslieder<)
In allen diesen Themenkreisen der Volkslied-Forschung erscheint Herder heute noch als Vorläufer und Anreger, weil er besonders, in der Thematik (d), uns ein Modell für die vergleichende Forschung der Literatur und Kultur vorlegt.

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