ドイツ文學
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ザーラ•キルシュの詩
呪語的反駁の詩篇
内藤 洋子
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1993 年 91 巻 p. 58-69

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抄録

Sarah Kirsch, Jahrgang 1935, stammt aus dem Südharz in der ehemaligen DDR. Ihr Heimatort, der bekanntlich einen Schatz an Sagen und Märchen besitzt, wurde wohl zur günstigen Wiege ihrer phantasievollen dichterischen Welt. Ihre Vorliebe für Pflanzen in Wäldern, Vögel und Tiere zeigt sich konsequent in ihren Texten. Besonders vielerei Pflanzen, die von der Dichterin vertraut genannt werden, stellen sich oft dar als wichtige Wegweiser oder Begleiter zu ihrer poetischen Dimension. Ihre Zuneigung für die Naturwelt führte sie zum Studium der Biologie in Halle. Und dadurch hat sich Sarah Kirsch ihre Genauigkeit der Betrachtung und Beschreibung angeeignet.
Auf die Frage, wie sie eigentlich zur Literatur gekommen sei, antwortete Sarah Kirsch einmal: "Ich habe einfach so, aus freiem Impetus, zu schreiben angefangen.“ Dieser "freie Impetus“ entfaltet sich am buntesten vor allem in Liebesgedichten, die ihre früheren Gedichtbände, »Zaubersprüche« und »Rückenwind«, elementar charakterisieren. Starke Subjektbezogenheit und Unmittelbarkeit von Ausdrücken der Gefühle gestalten die Einmaligkeit der Dichtung Sarah Kirschs. Ihre originale poetische Intensität läßt sich nicht mit den bestehenden Ismen erklären. Und die dementsprechend formalen Eigentümlichkeiten, wie freie Rhythmen, Interpunktionslosigkeit und häufiges Enjambement, erzeugen die bemerkenswerte Anziehungskraft ihrer Texte.
»Zaubersprüche« bedeuten in diesem Zusammenhang nicht nur den Titel ihres zweiten Gedichtbandes, sie scheinen auch sozusagen die Schlüsselwörter zu allen dichterischen Gebilden Sarah Kirschs zu sein. Geradezu exemplarisch läßt sich dies am Gedicht »Schwarze Bohnen« darstellen. Dieses Gedicht wurde einmal auf dem Schriftstellerkongreß 1969 in Ostberlin "wegen seines Mangels einer positiven Perspektive“ scharf kritisiert. Aber vier Jahre später auf dem nächsten Schriftstellerkongreß wurde dasselbe Gedicht im temporären kulturpolitischen Tauwetter in der DDR als ein Beispiel für die Vielfalt der ästhetischen Schreibweisen verlesen. Dieser Vorgang zeigt, daß die ideologische Auslegung sowie die kulturpolitische Verwendung der Dichtung Kirschs in Schwierigkeiten geraten. In der Aussage "Nachmittags setze ich den zermahlenen Kaffee/Rückwärts zusammen schöne/Schwarze Bohnen“ erreicht die zauberspruchhafte Wirkung dieses Gedichts ihren Höhepunkt. In dieser scheinbar unsinnigen Behauptung vernimmt man nicht nur den Ton von Trübsal und Verzweiflung des liebesleidenden dichterischen Ichs. Vielmehr kann man auch die einsam und kühn vollgeführte Konfrontation beziehungsweise Widerrede gegen die öffentliche und kulturpolitisch orientierte Sinngebung und Wertung der Literatur vernehmen, an die die Dichter in der DDR gebunden waren.
Sarah Kirsch gehört zu den zwölf DDR-Autoren, die den Offenen Brief gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung als erste unterzeichneten. Ein Jahr danach, 1977, siedelte sie selbst nach Westberlin über. Sie lebt jetzt in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, anscheinend fern von der Politik. Aber in den leisen Worten, mit denen sie ihre persönlichen Erfahrungen beschreibt, ist das soziale Bewußtsein immer wach.

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