Legal History Review
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Bedeutung der "Seniorität" bei Advokaten im Rom der späten Kaiserzeit
Yu AWATSUJI
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2015 Volume 64 Pages 59-95,en5

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 Das Senioritätprinzip der Advokaten des collegium advocatorum im Rom der späten Kaiserzeit wurde in der Forschung vor allem als System staatlicher Kontrolle ("Zwangsstaat") verstanden. Zum Beweis wurden häufig CJ 2,7,26-27 angeführt (z. B. Jones, Kaser/Hackl). In jüngerer Zeit hat jedoch Humfress in ihrem Werk auf Grundlage anderer Quellen der herrschenden Lehre widersprochen. Der Beitrag versucht, den Gegensatz durch genauere Untersuchung dieser Quellen zu entschärfen und die richtige Bedeutung der "Seniorität" der Advokaten anhand weiterer Quellen zu erforschen.
 Nach der hier vorgenommenen Analyse sahen CJ 2,7,26-27 kein allgemeines Senioritätssystem vor, sondern bestimmten nur die Reihenfolge, in welcher Advokaten Privilegien bei bestimmten Obergerichten erwarben. Die von Humfress angeführte Quelle sagt hingegen nichts über diese Reihenfolge aus, sondern nur über die allgemeine Einschätzung der Advokaten : damals habe man die Advokaten eher nach ihrer Fähigkeit als nach ihrer Seniorität beurteilt. Die herrschende Lehre und Humfress betrachten deshalb jeweils andere Seiten der Seniorität : einerseits als Grundlage für den Erwerb von Privilegien und andererseits als Maßstab für die Bewertung.
 Diese zwei Seiten der Seniorität lassen sich mit Hilfe anderer Quellen weiter erforschen. Ein Gesetz im Westreich bestimmte, dass jener Advokat, der am längsten beim collegium des Landgerichts gearbeitet hatte, ausnahmsweise zum Obergericht befördert werden konnte. Deswegen kann man sagen, dass auch beim Landgericht die Seniorität wichtig für den Erwerb von Privilegien war. Was die andere Seite betrifft, sagen einige Quellen, dass die Seniorität sehr wichtig auch für die Beurteilung der Advokaten war. Geübte Advokaten waren für die Richter in der späten Kaiserzeit, die eine viel kürzere Amtszeit hatten, nützlich. Man kann wahrscheinlich sagen, dass diese Wichtigkeit der Seniorität für die Bewertung der Advokaten auch die Reihung hinsichtlich des Privilegienerwerbs nach Seniorität rechtfertigte.
 Der Beitrag zeigt auch die Ähnlichkeit zwischen der Bedeutung der Seniorität für Advokaten und jener für Beamte (militia) und Soldaten, die anders als Advokaten ihr Gehalt vom Staat erhielten. Dieses Verhältnis ist in Zukunft noch näher zu erforschen.

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