ドイツ文学
Online ISSN : 2433-1511
論文
息を断つ芸と「悪い言葉」
イルゼ・アイヒンガーにおける非行為と言語批判
羽根 礼華
著者情報
ジャーナル フリー

2018 年 158 巻 p. 104-118

詳細
抄録

Seitdem der Begriff der Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft Europas einen moralisch hohen Wert zugeschrieben bekam, finden sich in der Literatur eine Reihe von Müßiggängern und Nichtstuern, die dieser Tendenz widerstreben. Manche Erzähler und Figuren in den Texten von Ilse Aichinger (1921–2016) gehören ebenfalls dazu. Dieser Beitrag analysiert das Nichttun bei Aichinger, das als Thema oder Motiv, aber auch in der sprachlichen Gestaltung des Textes auszumachen ist, und untersucht, wie das Nichttun mit Aichingers Sprach- und Machtkritik zusammenhängt.
  Im Hörspiel Gare maritime (ES 1974, ED 1976) treten Figuren auf, die sich darin üben, nicht mehr zu atmen. Dieses Nichttun assoziiert die Hungerkunst, erinnert aber auch an das Sterben in der Gaskammer. Aichingers Hörspiel schreibt den Zustand, der im KZ als tödliche Gewalt erlitten wurde, in eine aktive Unterlassung um, die als Widerstand wirksam wird gegen die Macht, der die Figuren unterworfen sind: Joan, die wie ein Zwischenwesen zwischen Mensch und Puppe wirkt, soll einer Begutachtung ihres „Wert[es] für die Nation“ unterzogen werden; doch infolge des Nichtatmens kann dieser Wert nicht festgestellt werden. Das Verweigern der Atmung ermöglicht es Joan, deren Handlungsmöglichkeiten äußerst eingeschränkt sind — sie kann sich nicht einmal eigenständig bewegen — , dennoch zum Handlungssubjekt zu werden, führt aber auch dazu, dass sie schließlich zusammen mit Joe, der das Nichtatmen mitvollzieht, aus dem Museum entsorgt wird. Der Widerstand der Nichttuenden in Gare maritime ist insofern ambivalent, als er gerade in seinem Erfolg ihren Zerfall und ihre Beseitigung verursacht, ohne an der bestehenden Ordnung merklich etwas zu verändern. Allerdings würdigt der Text auch den Moment, in dem das Verhalten diese Ordnung stört.
  Als Fremdkörper in der etablierten Ordnung gleichen Joan und Joe den Flecken in der Kurzgeschichte Flecken (1975), die, wie der Erzähler meint, die Hierarchie der Dinge zum Schwanken bringen. Sowohl Gare maritime als auch Flecken problematisieren die bezeichnende und beschreibende Funktion der Sprache: Während es von den Flecken heißt, sie seien „[i]n Worten nicht bildbar“, ist mit dem Namen Joan ein Wesen genannt, dessen Identität sich nicht ausmachen lässt — es wird als „Puppe“ bezeichnet, atmet aber und spricht; es trägt ein Seidenkleid, das allerdings „kracht“; sein zerfallender Körper klingt nach „Knochen oder Hölzern“. In Gare maritime unterbricht auf diese Weise die Beschreibung von Joan und Joe den Prozess der Vorstellung, die sie stimuliert — ein Beispiel dafür, dass der Text Aichingers etwas, das Beschreibung normalerweise leistet, immer wieder zunichte macht.
  Während der Erzähler von Flecken in Selbstwiderspruch gerät, indem er etwas, was „[i]n Worten nicht bildbar“ sei, dennoch als Flecken bezeichnet, kritisiert der Erzähler der Kurzgeschichte Schlechte Wörter (1976) „schlechte Wörter“, indem er selber „schlechte Wörter“ benutzt. So wird in beiden Texten die Autorität des Erzählers bzw. der Erzählung untergraben — diese Negation des Gesagten ist ein weiteres Beispiel für ein Nichttun des Textes. Der Erzähler von Schlechte Wörter ist wiederum ein Nichttuender: Er problematisiert zwar unzutreffende Bezeichnungen, unterlässt jedoch Verbesserungsversuche und belässt es beim Zuschauen und Mitmachen. Diese Haltung hat ihren Grund in der Weigerung, (einer Sprache) mächtig zu sein.
(View PDF for the rest of the abstract.)

著者関連情報
© 2018 日本独文学会
前の記事 次の記事
feedback
Top