Neue Beiträge zur Germanistik
Online ISSN : 2433-1511
Sonderthema: Deutsche Grammatik - Herausforderung aus kontrastiver Sicht
Direktionale und transitive Konstruktionen im Deutschen und Japanischen
Hiroyuki MIYASHITA
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2019 Volume 159 Pages 77-102

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Dieser Beitrag befasst sich, basierend auf dem konstruktionsgrammatischen Ansatz (Goldberg 1995), in erster Linie damit, wie direktionale Konstruktionen im Deutschen und Japanischen realisiert werden und sich von transitiven Konstruktionen in beiden Sprachen abgrenzen lassen. Beim Vergleich der direktionalen Konstruktionen der beiden Sprachen wird festgestellt, dass Konstruktionen dieser Art im Deutschen mit verschiedenen Typen von Verben einhergehen, während sie im Japanischen ohne morphosyntaktische Operationen wie Verbzusammensetzung oder adverbiale Umschreibung ausschließlich mit prototypischen gerichteten Bewegungsverben wie kuru (kommen) oder iku (gehen) auftreten. Anschließend wird analysiert, wie sich diese Konstruktionen von transitiven Konstruktionen abgrenzen lassen. Es wird gezeigt, dass dabei die Merkmale „Kontakt“ und „Affiziertheit“ eine wesentliche Rolle spielen: Im Japanischen ist bei direktionalen Konstruktionen der Kontakt des Subjektreferenten mit dem Ziel in der Regel ausgeschlossen, sodass stattdessen transitive Konstruktionen für diesen Fall verwendet werden. Dagegen ist im Deutschen auch bei Vorliegen eines Kontakts eine direktionale Konstruktion einsetzbar. Für das Deutsche scheint für die Wahl zwischen direktionaler und transitiver Konstruktion vielmehr ausschlaggebend zu sein, ob das Ziel affiziert ist oder nicht. Aufgrund der festgestellten Unterschiede zwischen den beiden Sprachen wird schließlich eine typologische Generalisierung vorgeschlagen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die direktionale Konstruktion ein Bewegungsschema darstellt und die transitive Konstruktion ein Aktionsschema. Unter dieser Voraussetzung wird argumentiert, dass sich das Deutsche als eine Bewegungsschemasprache charakterisieren lässt und das Japanische als eine Aktionsschemasprache.

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© 2019 Japanische Gesellschaft für Germanistik
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