2021 Volume 162 Pages 67-86
Konfrontiert mit einer zunehmend vernetzten, digitalisierten und in ihrem
Bestehen gefährdeten Welt befassen sich die Bildungsdiskussionen weltweit
seit den 1990er Jahren sehr intensiv mit der Frage, welche Fähigkeiten die
nachwachsenden Generationen benötigen, um die Herausforderungen des
21. Jahrhunderts zu meistern. Es wurde eine Reihe von Kompetenzmodellen
entwickelt, die sich als Orientierungsrahmen für die Gestaltung zukunftsfester
Curricula anbieten. Trotz der Unterschiede im Detail lassen diese Modelle einen
auffälligen Konsens bei den erstrebenswerten Schlüsselkompetenzen erkennen.
Neben der Fähigkeit, digitale Technologien und Kommunikationswerkzeuge
zu verstehen, zu bewerten und sinnvoll einzusetzen, werden immer wieder drei
zentrale Kompetenzen aufgeführt: die Kreativität, das kritisches Denken und
die Fähigkeit zu Kollaboration. Weshalb gerade aus diesen Kompetenzen das
Potenzial erwächst, epochale Probleme der Menschheit zu lösen, hat uns in
den letzten Monaten die Covid-19-Pandemie eindrücklich vor Augen geführt.
Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, diese Erkenntnis auf die Ebene des
Deutschunterrichts im Bereich der Niveaustufe A an japanischen Universitäten
herunterzubrechen. Was kann es in diesem speziellen Lehr- und Lernkontext
bedeuten, Kreativität zu fördern, kritisches Denken anzuregen und das Lernen
in kollaborativen Prozessen zu unterstützen? Anhand von Beispielen wird
dargestellt, weshalb das Bildungsideal für das Lernen im 21. Jahrhundert auch
der Deutschdidaktik in Japan innovative und attraktive Perspektiven eröffnet.