Philosophy (Tetsugaku)
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Die Stimmung des faktischen Lebens und die hermeneutische Möglichkeit der Dichtung
Masatoshi SASAKI
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2011 Volume 2011 Issue 62 Pages 237-252_L14

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Abstract
Bei Dilthey wird die Dichtung vom Gesichtspunkt der Lebensphilosophie oder der Hermeneutik aus für „das Organ des Lebensverständnisses“ gehalten, und auch bei Nishida wird sie als „der Ausdruck des Lebens“ gesehen. Als ein exemplarisches Beispiel dafür kann man vor allem die japanische Tanka-Dichtung nennen, deren Methode, das „Sha-sei“ (Beschreibung des Lebens), das Selbstverständnis des faktischen Lebens darzustellen versucht. Diese Auffassung der Dichtung kann man insbesondere mit Hilfe der hermeneutischen Untersuchung des faktischen Lebens oder Daseins bei Heidegger genauer betrachten.
In der ›Hermeneutik der Faktizität‹ seiner frühen Freiburger Vorlesungen und anschließend in der ›Phänomenologie des Daseins‹ in Sein und Zeit hat Heidegger das faktische Leben oder Dasein phänomenologisch ausgelegt und das Phänomen der Stimmung - „Befindlichkeit“ - als die Erschlossenheit des faktischen Lebens oder Daseins bezeichnet. Der ›Phänomenologie des Daseins‹ nach wird das „befindliche“ Verständnis vor der Auslegung oder Aussage durch die „Rede“ artikuliert, und deren „Hinausgesprochenheit“ ist die Sprache. Da sich dabei die „Befindlichkeit“ als die Erschlossenheit des Daseins und ferner das „befindliche“ Verständnis als das Selbstverständnis des Daseins zeigen lässt, kann die Sprache daher als ursprünglich der Erschlossenheit des Daseins, d. h. aus seinem Selbstverständnis, entspringend verstanden werden.
Auch die Dichtung als ein Phänomen der Sprache müsste dann ursprünglich aus der „Befindlichkeit“ - Erschlossenheit des Daseins - her, d. h. aus seinem Selbstverständnis her, entstehen. So gesehen könnte die Dichtung als die Artikulation des befindlichen Verständnisses des Daseins, d. h. als die Artikulation seines existenziellen Selbstverständnisses, bezeichnet werden.
Vom Gesichtspunkt der phänomenologisch-hermeneutischen Philosophie her könnte man in der Dichtung eine Möglichkeit der Artikulation des existenziellen Selbstverständnisses des faktischen Lebens oder Daseins entdecken. In diesem Sinne könnte man das Gedicht als einen exemplarischen Text für die hermeneutische Philosophie bezeichnen, die das faktische Leben oder Dasein als solches auszulegen versucht.
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