SHIGAKU ZASSHI
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Walther Darre und Wilhelm Keppler : Zu den Auseinan-dersetzungen zwischen der Gruppe Landwirtschaft und der Gruppe Industrie innerhalb der NSDAP in 1932
Ritsu Ijuin
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1989 Volume 98 Issue 3 Pages 332-373,451-44

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Abstract

Theodor Heuss bezeichnete im Jahre 1932 die nationalsozialistische Parteiorganisation als eine "burokratisierte Romantik". Bei den nationalsozialistischen Parteibeamten sei es schwer, zwischen denjenigen, die die Entscheidung treffen, und denjenigen, die die Entscheidung durchfuhren, zu trennen, und kaum moglich, zwischen den politischen und ideologischen Fuhrer und den Fachkenntnis besitzenden Verwaltungsbeamten klar zu unterscheiden. Deshalb behaupteten die wirtschaftspolitischen Hauptabteilungen der NSDAP ihre ideologische Eigenstandigkeit und verfassten auf ihre eigene Wirtschaftstheorie bezogene Wirtschaftsprogramme. Der 'Keppler Kreis' hatte als eine Parteiorganisation einen vollig anderen Charakter als die von Gregor Strasser errichtete Parteiburokratie. Dies bezieht sich nicht nur darauf, daB er nach Hitlers personlicher Anweisung ad hoc gebildet worden war, sondern auch darauf, daB er ein nach aussen geoffneter, d.h. auch nicht-Parteimitglieder einbeziehender ParteiausschuB war. Nach Errichtung dieses nach aussen offenen Parteigremiums begann sich sogleich der Widerspruch zwischen Industrie und Landwirtschaft in dem Verhaltnis zwischen der Gruppe Industrie und der Gruppe Landwirtschaft innerhalb der NSDAP deutlicher wiederzuspiegeln. Dietrich von Stetten, Darres Verbindungsmann zum 'Keppler Kreis', berichtete ihm, daB im 'Keppler Kreis' "die landwirtschaftliche Seite nur verhaltnismassig stiefmutterlich behandelt" werde. Die Gruppe Landwirtschaft versuchte deshalb mit Einwilligung Darres, den EinfluB der Landwirtschaft im 'Keppler Kreis' zu verstarken und gegen Ende 1932 eine ahnliche Stelle wie den 'Keppler Kreis', das 'Buro Darre', im Haus des Reichslandbundes in Berlin zu errichten. Dieser Plan, dem sogar Hjalmar Schacht zustimmte, wurde aber nicht verwirklicht. Bei der Eingabe an den Reichsprasidenten Hindenburg zogerte Darre am Anfang, mit dem 'Keppler Kreis' zusammenzuarbeiten. Erst am 17. November 1932, als Papen zurucktrat, gestand er von Stetten seine Zusammenarbeit zu. Allgemein gesagt, gab es keine starke positive Einstellung fur die vorwiegend von Industrieleuten beherrschte Eingabe im Lager der Landwirtschaft. Graf von Kalckreuth machte eine Ausnahme. Von landwirtschaftlicher Seite entschieden sich die meisten Unterzeichner der Eigabe erst nach dem 17. November, sie zu unterschreiben. Hermann Luninck, Oettingen-Wallerstein und Frau von Schilcher sagten jedoch ab. Bei Hitlers Verhandlungen mit Hindenburg uber seine Ernennung zum Reichskanzler Ende November 1932 blieb Darre als einzige der wichtigen Personen der NSDAP in Munchen. Aus der Tatsache, daB Darre ausserhalb des damaligen Tumults im Kaiserhof in Berlin stand, vermuteten Werner Willikens, Herbert Backe und von Stetten, die von sich aus eine kleine Arbeitsgruppe 'Habsburger Kreis' gebildet hatten, daB Hitler einen MiBmut gegenuber Darre hege. Sie berieten Anfang Dezember daruber, anstelle von Darre Walther Granzow zum neuen Vertrauensmann der "Argrarier" bei Hitler zu machen. Durch das plotzliche Ausscheiden Strassers am 8. Dezember entwickelte sich eine neue Etappe im Verhaltnis der Gruppe Landwirtschaft zu der Gruppe Industrie innerhalb der NSDAP. Schon spat am Abend, als Strassers Austrittsbrief den "Fuhrer" erreichte, machte dieser die Ressorts der Landwirtschaft (Darre) und der Volksbildung (Goebbels) selbstandig. "Dies", deutete Darre selbst, sei "einmal eine Anerkennung fur die vom aA (agrarpolitischen Apparat -R.I.) bisher geleitete Arbeit, zum anderen aber auch das offentliche Bekenntnis des Fuhrers zur Bedeutung des Bauerntums als Grundlage eines Staates und als Blutserneuerungsquelle des Volkes." Hitler machte zwar die landwirtschaftliche Abteilung unter Darre selbstandig, entzog aber Darre alle Personalverwaltungsrechte des aA im Amt fur

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