Bei ein ganzes Jahr hindurch monatlich ein Mal angesammelten Fledermäusen (
Rhinolopus ferrum equinum) wurden der histologische Bau der Leber, die jahreszyklischen Veränderungen der Mitochondrien, des Fett-, Glykogen- sowie Ribonukleinsäuregehaltes der Leberzellen und die Fettspeicherungszellen (fat-storing cells) beobachtet. Die Leberstücke wurden mit LEVIschem Gemisch, ZENKER-Formol und Formol-Alkohol fixiert. Die Paraffinschnitte wurden mit Eisenhämatoxylin (HEIDENHAIN), Azan und Hämatoxylin (HANSEN)-Eosin gefärbt, für den Nachweis des Glykogens wurde die Perjodsäure-SCHIFFsche Reaktion (PAS) und für den Eisennachweis die Berlinerblau-Reaktion angewandt. Die Fettröpfchen wurden bei den mit dem LEVIschen Gemisch fixierten, ungefärbten Präparate beobachtet. Durch diese Untersuchung wurde festgestellt, daß für die Fledermäuse, die im SHIMONITA-Territorium des GUNMA-Bezirkese leben, ein Jahr nach dem Sonnenkalender folgendermaßen in die 4 Jahreszeiten einzuteilen ist; die Winterzeit oder Winterschlafszeit dauert von Dezember bis Februar, die Frühlingszeit von März bis Mai, die Sommerzeit von Juni bis August und die Herbstzeit oder Vorbereitungszeit für den Winterschlaf von September bis November. Der März ist die Zeit des Aufwachens aus dem Winterschlaf und vom Einsetzen der leichten Bewegung, in dieser Zeit fliegen die Tiere aber noch nicht in der Außenwelt herum, um das Futter zu fangen, was erst von April an bemerkt wird. Der Mai ist die Zeit, in der die Befruchtung durch die Spermien, die das Weibchen seit dem letzten Herbst im Genitaltrakt aufbewahrt hat, und die Schwangerschaft zustande kommen, und während des Junis erreicht die Schwangerschaft anscheinend den Termin der Geburt, da in den zu dieser Zeit gefangenen Weibchen ohne Ausnahme reife Feten gefunden wurden. Der November entspricht dem Prähibernationsstadium, in dem Herumfliegen der Tiere in der Außenwelt nichr meht wahrzunehmen ist. Wichtige morphologische Ergebnisse werden im folgenden angegeben.
1. Bei der Fledermaus stimmt der histologische Bau der Leber mit dem der übrigen Säugetiere überein, so z. B. bestehen die Leberzellenbalken aus einreihig angeordneten polyedrischen Leberzellen; die Gallenkanälchen finden sich meistens zwischen den Berührungsflächen zweier benachbarter Leberzellen. Dies ist auch der Fall bei den cytologischen Beschaffenheiten der Leberzellen.
2. Im Gegensatz zu anderen Säugetieren sind die Reservenährstoffe der Leberzellen bei der Fledermaus gleich wie bei den Kaltblütern Glykogen und Fett, diese zeigen ebenso wie bei den letzteren bestimmte jahreszeitliche Mengenschwankungen, aber es finden sich auch gewisse individuelle Schwankungen. Der Glykogengehalt der Leberzellen ist im Frühling (März und April), den Mai ausgenommen, im großen und ganzen groß, aber im Sommer (Juni und Juli), abgesehen von dem August, klein. Im August und April ist er am größten, im Herbst (September bis November), Vorbereitungsstadium für Winterschlaf, wird er dagegen verschwindend klein, während er gegen das Ende der Winterschlafszeit allmählich etwas ansteigt.
Der Fettgehalt der Leberzellen erreicht im Herbst den maximalen Wert, ohne daß er individuelle Schwankung aufweist, was sich als eine Vorbereitung für den Winterschlaf auffassen läßt. Während der Winterschlafszeit sinkt er aber nach und nach ab, doch behält er während dieser Zeit eine beträchtliche Höhe und erst im März, dem Erwachungsstadium aus dem Winterschlaf, sinkt er auf eine minimale Menge herab. Im April hat der Fettgehalt der Leberzellen deutlich zugenommen, während er sich im Mai wiederum gleich dem Glykogengehalt bis auf das Minimum vermindert. Der Mai zeigt eine Ausnahmestellung.
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