Die Salzburger Festspiele, die seit 1920 regelmassig stattfinden, haben eine fast funfzigjahrige Vorgeschichte. Dabei handelt es sich um das seit 1877 achtmal, jedoch in unregelmassigen Abstanden, veranstaltete "Salzburger Musikfest". Eigentlich begannen das "Musikfest" oder die "Festspiele" als Antihese zum Musikleben der stehenden Theaterhauser, wie z. B. der Wiener Hofoper. An solchen Theatern gab es in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl der schlechten Gewohnheiten: eine ubermassige Betonung der technischen Effekte, zuviel Dakapo-Wunsche von den eigens dafur angestellten "Beifallklatschern", wilkurliche Abkurzungen der Stucke und andere sogenannte "Schlampereien". Daraus entwickelte sich das immer grosser werdende Bedurfnis nach originalgetreuen Auffuhrungen, das seinen Ausdruck dann in den 1876 erstmals veranstalteten Bayreuther Festspielen fand. Auch in Salzburg fing im folgenden Jahr ein grosses Musikfest an, aber hauptsachlich aus finanziellen Grunden konnte sich das Musikfest in der kleinen Stadt nicht eabliren. Der Ideologe der spateren Salzburger Festpiele war Hugo von Hofmannstahl, aber die von Hofmannstahl propagierte Ideologie kam eigentlich von Hermann Bahr, der seit 1900 Entwurfe von grossen Festspielen machte. Bahr zog keinen Trennungsstrich zwischen rezitiertem und gesungenem Drama, und solchen Ideen von Bahr folge Hofmannsthal fast so wie es nach. Die Frage ist, warum sich das "Salzburger Musikfest" vor dem ersten Weltkreig nicht etablieren und erst ab 1920 die "Salzburger Festspiele" regelmassig stattfinden ionnte. Nach dem Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie hatte Osterreich seine Staatsidentitat verloren. Als man nach einer neuen Identitat verlangte, tauchte das konservative und traditionelle Salzburg, und nicht das "rote Wien", als neue Feststadt auf. Ohne Wiener usiker und Kunster, ohne Hofmannsthal, Max Reinhardt, Richard Strauss, Alfred Roller und ohne die Wiener Philharmoniker konnten die Salzburger Festspiele nicht fortbestehen, denn in kleiner Stadt Salzburg, wo nach dem Zusammenbruch des Erzbistums auch das kulturelle Leben vernachlassigt worden war, konnte man ein solch grosses Fest nicht selbstandig veranstalten. Aber fur Wien war Salzburg als Identifikationsort einer neuen Staatsidentitat notig, weshalb viele Wiener Musiker und KUnstler bereits seit dem "Musikfest" grossen Anteil am Schaffen in Salzburg hatten. Nach dieser fast funfzigjahrigen Vorbereitungsphase, als sich die musikalischen und theatralischen Bedurfnisse mit den politischen perfekt vereiinigten, wurden die Salzburger Festspiele, trotz verschiedener Schwierigkeiten, alljahrig veranstaltet. Diese Festspiele spielen also eine sehr wichtige Rolle, wenn man daran denkt, was die neue Identitat der neuen osterreichischen Republik ausmacht.
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