Den ersten Eindruck, den wir von einem Buch erhalten, verdanken wir ublicherweise seinem Titel. Im Fall von "Haus, Frauen, Sex" durfte sich dieser wohl auf den ersten Blick allzu direkt und banal ausnehmen oder konnte mit der Frauenliteratur in den 70er oder 80er Jahren assoziiert werden. Deshalb kam mir zuerst das Stereotyp eines feministischen Romans in dem Sinn, in dem eine Frau, die sich endlich ihrer Situation bewusst geworden ist, die Manner anklagt, sie auf eine ihnen genehme weibliche Rolle festlegen zu wollen. Dieser erste Eindruck wird nicht nur vom Titel dieses Romans, sondern auch von den Titeln ihrer anderen Werke, wie z.B. "Die Unterdruckung der Frau, die Virilitat der Manner, der Katholizismus und der Dreck" (1995) oder "Nackte Vater" (1997), hervorgerufen. Aber gerade deswegen macht das Buch die Leser schon vor der Lekture neugierig, denn sie konnen bei diesem Titel eine bestimmte Absicht der Autorin dahinter vermuten. Das Buch wurde nicht in den 70er Jahren, sondern 2001 veroffentlicht. Warum nannte die Autorin ausgerechnet jetzt ihr Buch "Haus, Frauen, Sex"? Dazu schreibt Schreiner in dem Essay "Frauen verstehen keinen Spass", der nach dem Erscheinen von "Haus, Frauen, Sex" veroffentlicht wurde und der von der neuen weiblichen Literatur handelt, wie folgt: "[…] Frauenliteratur hab ich sowieso nie gemocht. Ebenso wie ,Arbeiterliteratur'. Beides war aber ein Muss der linken Frau in den siebziger Jahren." Die vom Titel ausgehende Provokation fuhrt uns m. E. dazu, zu uberlegen, was durch these banal wirkende Ausdrucksweise angedeutet werden konnte. Ihr Essay "Frauen verstehen keinen Spass" vermag uns hier einen Hinweis zu geben. Margit Schreiner charakterisiert darin die grosse, neue, weibliche Literatur durch deren Schamlosigkeit, als deren Meisterinnen sie einige Autorinnen wie z.B. Marguerite Duras, Jane Bowles, Simone de Beauvoir, Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek.usw. nennt. Nach Schreiner "esteht die Schamlosigkeit darin, Dinge, Menschen und Ver-haltnisse beim Namen zu nennen. "Der Titel Haus, Frauen, Sex" weist auf eine bestimmte Vorstellung von der Ehe, oder vielmehr der Frauen Uberhaupt, aus der Sicht eines Mannes hin; es handelt sich also nicht direkt um eine Denunziation der Manner aus weiblicher Sicht. Die GrenzUberschreitung, die darin besteht, als Frau einen mannlichen Ich-Erzahler darzustellen and dann noch den Roman Haus, Frauen, Sex" zu nennen, driickt moglicherweise aus, dass die Autorin eine Art eigener Schamlosigkeit wagen will
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