Mit der Verweltlichung und der Einbusse an religiosen Macht in der Neuzeit began die Kunst ihre bis dahin wesenseigenen Funktion zu verloren, die, dem Glauben der Gemeinschaft die bestimmte From und das Symbol anzugeben. Seitdem hatte man pie Funktion der Kunst unter den verschiedenen Gesichtspunkten wie Katharsis der Gefuhle, Auflosung der alltaglichen Lebens, harmloses Spiel, die Befreiung von der Gespanntheit usw., behandelt. Aber dies alle sind nur die uneigentlichen, d. h. nebenachlichen Wirkungen der Kunst, und man kann solche Wirkungen durch andere Mitteln besser erreichen als die Kunst. K. Fiedler sagte einmal, dass Prinzip der kunstlerischen Tatigkeit die Produktion der Wirklichkeit ist in dem Sinn, dass in der kunstlerischen Tatigkeit die Wirklichkeit in einer bestimmten Richtung Existenz, d. h. Gestalt gewinnt. Und diese Tatigkeit muss uberall immer und notwendig hervortreten, wo sich menschliche Zustande entwickeln. Nach Fiedler ist die Kunst eine Tatigkeit, durch welche man erst sichtbare Wirklichkeit erreichen kann. Die Kunst spielt also eine unentbehrliche Rolle im menschlichen geistigen Leben. Die Kunst muss immer zwar eine Gemeinschaft voraussetzen, von der sie verstanden und anerkannt wird, aber zugleich wird selbst Gemeinschaft bildend, sie schafft Gemeinschaft, indem sie eine sichtbare Wirklichkeit gibt. So finden wir die soziale Funktion der Kunst darin, dass die Kunst ein Symbol schafft, durch welches die Gemeinschaft sich selbst zum Bewusstsein kommt. Es befindet sich darin auch die soziale Funktion der Kunst.
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