Kurz vor seinem Selbständigwerden als Schriftsteller zog der Theater-kritiker Botho Strauß (geb. 1944) für das,
"Theaterheute“ ein Resümee des deutschen Theater-Geschehens der letzten vier Jahre:
"Versuch, ästhetische und politische Ereignisse zusammenzudenken-Neues Theater 1967-70“. Was darin zitiert wurde und unverkennbar hinter ihm zu stehen scheint, die Zeitanalysen von Th. W. Adorno, H. Marcuse, M. Walser und M. Foucault, das soll hier in erweitertem Sinne herbeigerufen werden, um diesmal B. Strauß und sein Theater aufhellen zu können.
Strauß hatte sich seinerseits ein Bewußtseins-Theater gewünscht, wie es Walser Mitte der sechziger Jahre vorgeschlagen hatte. Es wurde an deutschen Bühnen Mitte der siebziger Jahre tonangebend vor allem durch jene Inszenierungen von Zadek, Rudolph und Flimm, worüber P. v. Becker berichtete: Die Bühne gleiche eher einem riesigen Reagenzglas um heiße und kalte Gefühle, auf- und absteigende Bewußtseinsströme; sie sei fast ein gläserner Gehirnkasten. Strauß, so einem Schriftsteller, der gern mit der summierenden Formulierung, das ganze Leere‘ im Adornoschen Sinne schilderte, war tatsächlich geglückt, daß er mit dem Regisseur P. Stein zusammenarbeiten konnte, der bereits bei seiner Inszenierung von
"Torquato Tasso“ (1969, Bremen) das heutige Bewußtsein auf der Bühne mit großem Erfolg hatte widerspiegeln können. Für Stein und das Ensemble der Berliner, Schaubühne‘ bearbeitete Strauß z.B. Ibsens
"Peer Gynt“ (1971), Kleists
"Prinz von Homburg“ (1972) und Gorkis
"Sommergäste“ (1973). Besonders in bezug auf
"Sommergäste“ schrieb er einen eher tschechownahen als Gorkischen Text, da er schon seit früher her ein großes Interesse hatte für Tschechowsche Personen bezüglich des Verlusts ihrer Persönlichkeit und der Euphorie ihrer Erinnerungen. Diese Text-Fassung aus unzähligen Gruppierungen und Umgruppierungen muß großen Einfluß auf sein eigenes Bewußtseins-Stück,
"Trilogie des Wiedersehens“, ausgeübt haben.
"Die Hypochonder“ (1971), das erste Stück von Strauß, behandelt gleichsam
"das ganze Rcepertoire des spätbürgerlichen Theaters-als Puzzic“ (R. Baumgart), das man nur entschlüsseln könnte, wenn man seine Thematik als Theater-Tod (und -Auferstehung) deutet, etwa in Analogie zu S. Becketts
"Molly“-Werk, das thematisch gerade Literatur selbst behandelt. In den
"Hypochondern“ wird das eben erst Gesprochene in der nächsten Szene als falsch erklärt, weder der wirkliche Mörder des Chemikers Gustav noch auch sein Motiv werden bis zum Ende klar. Klar sind nur die Personen trotz des Titels fast ganz natürlich und handlungsfähig dargestellt, weil der Autor dieses Stück sicherlich von Foucault beeinflußt ist, der Wahnsinn vielmehr als positive kulturelle Erscheinung betrachtet. Im zweiten Stück von Strauß,
"Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle“ (1974), erscheint eine Phantasmagorie (Doris II). Wie die anderen alltäglichen, aber handlungsunfähigen Figuren, die in einem ruinierten Hotel, unter der
"Niederwerfung des Subjekts“ (Strauß) leidend, fast, mausetot‘ zusammenwohnen, vermag auch Doris nicht mehr so perfekt, wie es sich ihr Tanz-Partner wünscht, zu tanzen, nur daß dieser mit Doris II eine magische Harmonie herausarbeiten kann. Nach C. Türcke fangen in der
"leeren Zeit“, wo
"auf dem Höhepunkt der Betriebsamkeit der Weltmaschine“ nichts mehr passiert, Menschen,
抄録全体を表示