Als theoretische Dramaturgie von Hebbel (1813-1863) sind
"Mein Wort über das Drama“ (1843) und sein
"Vorwort zu Maria Magdalene“ (1844) wesentlich. In diesem Aufsatz wird daher versucht, diese Dramaturgie Hebbels zu interpretieren. Ich stelle dabei
"Mein Wort über das Drama“ in den Mittelpunkt. Der größte Teil von
"Mein Wort über das Drama“ ist die Auseinandersetzung Hebbels mit dem bekannten dänischen Dichter und Philosophen Johan Ludvig Heiberg (1791-1860).
Hebbel und Heiberg wiesen beide
"das Amüsement-Prinzip“ (W. XI, 52) des Theaters und des Dramas zurück. Aber über die eigentliche Aufgabe des Dramas waren sie sich nicht einig. Der Unterschied ihrer Dramaturgie beweist sich zum ersten aus ihrem Gedanken über
"das Junge Deutschland“. Hebbel hat Gutzkows Werke ziemlich geschätzt, weil sie
"den gesellschaftlichen Zustand“(W. XI, 8) scharf zeigen. Dagegen hat Heiberg scharf polemisiert, weil
"der gesellschaftliche Zustand“
"bloß des Zeitalters unter-geordnete Phänomene“ darstelle (A. III, 186). Nach Heiberg soll das Drama
"das Wirken des göttlichen Weltenlenkers im Individuellen“ (A. III, 190) zeigen. Das soll auch
"die Aufgabe des neueren Dramas“ (so lautet der Titel seiner Hebbel-Kritik) sein.
Die Neigung Hebbels zum
"Jungen Deutschland“, wenn sie unter Vor-behalt festzustellen ist, stammt nicht aus der Sympathie für den Staats- und Gesellschaftsbegriff dieser Schule, sondern vielmehr aus seiner Sympathie dafür, daß diese Schule das Leben und den Menschen an sich ohne jede Vorbedingung betrachten und darstellen will. Hebbel hat 1839 Wienbargs
"Die Dramatiker der Jetztzeit“ (1839) rezensiert und folgenden Gedanken geschätzt:
"Unsere Literatur ist ein Gespenst, … Frisches, junges Leben wird ausgesogen …“ (W. X, 369). Das war auch Hebbels Meinung. Er hat aus solchem Gedanken Menzels Polemik gegen Gutzkows
"Wally, die Zweiflerin“ (1835) abgelehnt. Eine solche Auffassung kann man auch in der Kritik Hebbels über Wilhelm Elias' Roman
"Glaube und Wissen“ (1839) und im Motiv der
"Judith“ (1839-1840) nachweisen. Dieses dichterische Prinzip Hebbels, vor allem das Leben und den Menschen als Thema zu sehen, kann man schon in seiner Kritik
"Über Theodor Körner und Heinrich von Kleist“(1835) feststellen. Er schätzte Kleist, weil Kleist
"die gräßliche Tiefe des Lebens“(W. IX, 58) verkörpert hatte.
"Der Weg zum Dichter geht nur durch den Menschen“(T. I, 746) war das wichtige Prinzip des Dichters Hebbel. Er wußte zwar, daß
"die Welt die realisierte Idee“ (W. XI, 56) sei, aber für ihn handelt es sich weniger um die Idee selbst, als vielmehr um die Welt, die die realisierte Idee darstellt.
Nach Hebbel soll das Drama
"Menschen-Natur und Menschen-Geschick“ (W. XI, 34) erforschen und darstellen. Das Drama soll die Wahrheit zeigen,
"daß das Leben als Vereinzelung, die nicht Maß zu halten weiß, die Schuld nicht bloß zufällig, sondern sie notwendig und wesentlich“ erzeugt und
"daß die dramatische Schuld nicht, wie die christliche Erbsünde, erst aus der Richtung des menschlichen Willens entspringt, sondern unmittelbar aus dem Willen selbst, aus der starren eigenmächtigen Ausdehnung des Ichs, hervorgeht, …“ (W. XI, 4). Diese Wahrheit ist
"Menschen-Natur und Menschen-Geschick.“ Heibergs Polemik gegen Hebbel besteht darin, daß es für ihn keine Schuld, ausgenommen die Erbsünde,
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