Im Nhd. spielt
tun keine so große Rolle wie
machen. Doch fand es in ahd. und mhd. literarischen Werken eine sehr häufige und vielfältige Anwendung.
tun hatte schon früh seine ursprüngliche Bedeutung
"setzen, legen“ zur allgemeineren von
"machen, schaffen“ erweitert. Es wurde im Ahd. und Mhd. nicht nur zum Ausdruck einer Handlung im allgemeinen benutzt, sondern auch zum Ersatz eines vorausgehenden Verbums und zur Umschreibung verbaler Aussagen. Beim Ersetzen eines Verbums durch
tuon gibt es verschiedene Typen, was ich bereits untersucht habe (Vgl. O. Takeichi: Zum Ersatzverb
tuon. In: Sprachwissenschaft 17 Heft 2). Hier möchte ich den Gebrauch von ahd.
duan, tuon und mhd.
tuon aufzeigen und mit dem von ahd.
mahhôn und mhd.
machen vergleichen.
Im eigentlichen Sinne wird
tuon mit einer Richtungsangabe gebraucht, dies ist auch der Fall bei
tuon mit akkusativischem Reflexiv. Sonst kann
tuon verschiedene Objekte haben, wie
imo angust giduan (Otfrids Evangelienbuch=O. IV. 6, 29),
den fride tuon (Nibelungenlied=Nib. 2203, 2),
daz ambet tuon (Iwein=Iw. 1409) usw. Es wird auch funktionsverbartig viel häufiger verwendet als im Nhd., wie
gouma tuon (=
goumen "ein Festmahl halten“ Tatian=Tat. 79, 4),
ubarwant todes duan (
"den Tod überwinden“ O.V. 10, 12),
entwîch tuon (=entwîchen Parzival=Parz. 573, 13),
widerkêre tuon(=
widerkêren Iw. 557) usw.
tuon kann nicht nur mit persönlichem Subjekt, sondern auch mit sächlichem Subjekt stehen:
Ni mag guot boum ubilan uuahsmon tuon nob ubil boum guotan uuahsmon tuon (Tat. 41, 4). Es hat im Ahd. einen
thaz-Satz zum Objekt, ohne oder mit Demonstrativpronomen:
dua, theiz in thir seine (O.V. 2, 17),
Ni thaz si thaz thoh datin thaz sie nan irknatin (O.V. 9, 11). Ohne Demonstrativpronomen folgt auf
tuon ein neuer Satz:
"Jah ih“, quad er, "druhtin, duan; giloub ih fasto in thinan duam!“ (O. III. 20, 179) Solches
tuon verliert die eigentliche verbale Bedeutung und wird pleonastisch gebraucht; bald soll es den Rhythmus fließend machen, Reime bilden, bald eine Aussage betonen. Bei diesem Gebrauch wird auch auf den Inhalt, der im unmittelbar folgenden mit
joh oder
unde verbundenen Prädikat erwähnt wird, im voraus mit
tuon hingedeutet:
Sie ouh tho datun joh noh tho zuivolotun (O.V. 11, 27),
daz er die altern bæte/daz sîz durch got tæte/und der jungern teilte mite (Iw. 6919-21). Ferner kann ein zweites Prädikat ohne
joh neben
tuon stehen:
"Oba thu“, quad er, "datist, thia gotes gift irknatis (O. II. 14, 23). Oder
tuon begleitet einen Infinitivsatz:
thie wizzi dua mir meron zi thines selhes eron (O. III. 1, 28).
tuon mit Infinitiv zur Umschreibung eines einfachen Verbs kommt allerdings im Ahd. noch sehr selten vor, z.B. in Otfrids Evangelienbuch nur dieser eine Beleg, im Tatian gibt es keinen Beleg.
Bei
tuon mit Infinitiv läßt sich der Gebrauch zweifach unterscheiden: kausativ und auxiliar (umschreibend). Alle sieben entsprechenden Verbindungen im Tatian sind kausativ. Bei Otfrid finden sich solche außer dem oben genannten Beispiel nur zweimal in kausativer Bedeutung, und zwar mit
zi: uns duit sin kunft noh wanne thaz al zi wizanne (O. II. 14, 76). Tm Mhd. tritt
tuon mit Infinitiv in kausativer wie in umschreibender Bedeutung etwas häufiger auf. Bei Hartmann finden wir im Erec(=Er.) und im Iwein je viermal einen kausativen Gebrauch, aber keinen umschreibenden; im Nibelungenlied hingegen keinen kausativen,
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