Die Verfasser hatten die Gelegenheit, eine Addisonkranke zu beobachten. Es handelte sich um eine 49 jährige Hausfrau. Als Hauptklage hatte sie allgemeine Mattigkeit, besonders Kraftlosigkeit der Muskeln, und bräunlich-schwärzliche Hautpigrnentierung.
In den hereditären Verhältnissen stellte sich heraus, dass 2 Geschwister der Patientin auch schwärzlich-braunliche Hautpigmentation in Stirn- und Wangengegend zeigten. Eine von diesen 2 Geschwistern klagt angeblich auch über Mattigkeit. Leider unterblieb weitere genauere Nachforschung. In früherer Anamnese war nichts Besonders im Zusammenhang mit dem jetzigen Leiden feststellbar.
Das jetzige Leiden fing etwa vor 4-5 Jahren an. Zuerst bemerkte die Patientin. schwärzlich-bräunliche Pigmentation an Mund-lippen und Mamilla. Schlafstörung, Übelkeit und Appetitlosigkeit wurden auch angegeben. Seit letztem Herbst zunehmende Mattigkeit und Abmagerung. Zugleich wurde fortschrei tende Muskelschwäche der oberen Extremitäten bemerkt. Die anfänglich kleine Hautpig-mentierung breitete sich bis auf Stirn-, Wangen- und Halsgegend aus.
Der Befund bei Aufnahme in die Klinik : Statur rnittelgross, dünner Knochenbau und starke Abmagerung. Die bräunlich-schwärzliche Hautpigmentation erstreckt sich auf den ganzen Körper, besonders ausgeprägt an Gesicht und Hals. Die Mund-höhlenschleimhaut und Zungenoberfläche zeigen auch stellenweise Pig-mentierung. In übrigen Körperteilen sind die Handteller, die Mamilla und der Mainillarhof, die Nabelgrube, der hintere Teil der Lenden, die beiderseitigen Achselhöhlen, Kniegegend und Fussrücken besonders stark pigmentiert.
Der Radialpuls sehlägt ca 65 pro Minute, klein. Aschnersches Phänornen ist negativ. Die grobe Kraft der oberen Extremitätenist sehr schwach, die Griffkraft der Händeist auch stark herab-gesetzt, mit Messapparat wurde nur als 5-12 Kg bezeichnet, während bei einem 17 jährigen Mädchen von gleichem Körpergewicht etwa 25 Kg gemessen wurde. Körpergewicht 35 Kg, hatte keine Temperatur. Blutdruck nach Riva-Rocci rechts Max. 80-90, Min. 45-55, links Max. 85-95, Min. 50-60 (Hg mm). Im Blutbild wurde starke relative Lyinphozytose bis 62-72% festgestellt, die Leukocy-tose aber war nicht nachweisbar. Die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten betrug in der ersten Stunde 33, in der zweiten Stunde 64. Die Zuckertoleranz war 100 g Glukose, die Zuckerausscheidungs-schwelle war 0.16 %.
Der Nüchternwert des Blutzuckers betrug 0.068-0.079 %.
Im Magensaft Hypacidität, der respiratorische Quotient schwankte zwischen 0.777-0.816, der Grundumsatz zwischen -6.5-17.1 %. Der Vitamin-C-gehalt der Cerebrospinalflüssigkeit war nicht vermindert (n. Chlorphenolindophenolinethode 0.002 %). Auf Adrenalin- und Atropininjektion nicht empfindlich, aber auf Pilocarpin sehr empfindlich.
Im Blut war K-wert stark vermehrt, ca bis 30.0 mg/dl, konse-quenterweise deutliche Zunahme von K./Ca, dieser K- Wert sank bei Adrenalininjektion bis auf 19.0 mg/dl. Aus der Röntgenuntersu-chung der Brustorgane ergab sich nichts Pathologisches als leicht vermehrte Lungenzeichnuug in beiden Lungen.
Therapeutisch wurden Adrenalin und Enex (Rindenhormon Shionos) injiziert in der Weise ca 0.3 cc Adrenalin mid 1.0 cc Enex pro Tag. Diese Therapie wurde etwa 6 Monate lang fortgesetzt, danach wurde gleichzeitig eine grosse Menge Kochsalz gegeben als Zusatzmittel in Nahrung oder isoliert. Etwa 3 Monate nach Beginn dieser kombinierten Therapie erholte sich die Patientin all-mählich von ihrer Kraftlosigkeit, die Hautpigmentierung wurde all-mählich schwächer, z. B. in der Mundhöhle trat sie völlig zurück. Die grobe Kraft stelite sich wieder bedeutend her. Der Blutdruck stieg nun bis auf 110 In in Hg.
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