In diesem Beitrag soll der Strukturwandel des Jugendvereinssports in Deutschland und seine Hintergründe aufgezeigt werden. Dabei waren folgende Merkmale festzustellen:
1) Mit quantitativer und qualitativer Erweiterung des Jugendsports nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Vereinssport das externe Monopol als Sportanbieter und das interne Definitionsmonopol bezüglich des richtigen Sports verloren. Damit wird der Trend immer stärker, daß Jugendliche den Sport ihrem eigenen Sportverständnis gemäß unter den vielfältigen Wahlmöglichkeiten für das Sporttreiben beliebig auswählen.
2) Eine der Wahlmöglichkeiten ist der Vereinssport. Weiterhin werden auch die Vereinskarrieren von den Jugendlichen selbst bestimmt. Diese Destandardisierung und Ausdifferenzierung der Vereinskarrieren weist darauf hin, daß die starke Bindungsbeziehung zwischen dem Jugendlichen und dem Sportverein bzw. der Sportart, die dem Jugendlichen innerhalb des Sportvereins bzw. der Sportart eine geradlinige Vereinskarriere sicherte, brüchig geworden ist.
3) Man soll diesen Strukturwandel des Vereinssports nicht nur als einen bloßen Wandel des Sportvereins im Handlungsfeld des Jugendsports begreifen. Er spiegelt den Wandel in der gesellschaftlichen und kulturellen Macro-Ebene wider, der auf die Gesellschaft, die Jugend und den Sport einwirkt.
4) Der Strukturwandel des Vereinssports hängt mit dem Individualisierungsprozeß in der Gesellschaft, z. B. Bildungsexpansion, Zunahme der Freizeit, Ausdifferenzierung des Freizeittreibens, Wandel der Werte und Herauslösung aus den traditionellen sozialkulturellen Lebensmilieus usw., zusammen. Das heißt, der Strukurwandel des Vereinssports geht einher mit dem Strukturwandel der durch den gesellschaftlichen Individualisierungsprozeß veränderten Entwicklungsphase der Jugend.
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