Der Verfasser liess den Gleichstrom von 0.7-1.7 Milliampère 3, 24, 48 und 72 Stunden lang mit unpolarisierbaren Elektroden, teils direkt, teils durch Vermittelung mit 0.85% NaCl-Lösung etwas angefeuchteter Watte durch die Riechschleimhaut des Kaninchens hindurch strömen.
Die Resultate der histologischen Untersuchung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1) In dem Teile, welcher der Kathode anliegt, ist das Epithel an den Ausführungsgängen der Riechdrüsen bei schwächerer elektrischer Einwirkung unregelmässig eingesunken, während es infolge stärkerer elektrischer Wirkung dünner werdend, teilweise sich ablöst oder sogar zu Grunde geht.
Die Tunica propria ist ebenfalls meistens der Verdünnung unterworfen und mit dem Epithel zusammen nach der Kathode eingezogen. Jedoch ist die Veränderung der Tunica propria immer schwächer als diejenige das Epithels und nur nach mehrstündiger Elektrisation zu sehen.
Im, der Anode anliegenden Teile verhält es sich umgekehrt, nämlich bei Schwächerer Einwirkung zeigt des Epithel an den Ausführungsgängen der Riechdrüsen unregelmässige Auskerbungen, welche im Fall stärkerer Wirkung schmäler werdend, teils keulenförmig, teils bürstenartig stärker hervorragen, bis sie endlich sich ablösen oder zu Grunde gehen.
In den meisten Fällen bemerkt man nach einer mehrstündigen Elektrisation eine oedematöse Verdickung der Tunica propria.
2) Was die Anordung und Zahl der Epithelkerne anbetrifft, so findet man im Fall schwächerer elektrischer Wirkung meistens keine Veränderung, wohl aber zahlreiche bathychrome Kerne in der Epitheloberfläche.
Bei stärkerer elektrischer Wirkung dagegen pflegt die Anordnung der Epithelkerne an der Kathode unregelmässig und ihre Zahl geriger zu werden. Doch behalten die meisten Kerne ihre normale Form, nur ein kleiner Teil derselben zeigt eine leichte pyknotische Veränderung. Noch seltener siud etwas aufgeqollene Kerne zu sehen.
Nach einer starkeren elektrischen Einwirkung zeigen die Epithelkerne auch an der Anode eine unregelmässige Anordnung, wobei ihre Zahl sich vermindert. Unter ihnen behalten viele das normale Aussehen, während eine geringere Anzahl einer leicht pyknotischen Veränderung unterworfen ist. Im allgemeinen jedoch vermehren sich diese pyknotischen Kerne mit der Stärke des elektrischen Stromes und der Wirkungsdauer. Die rundlichen oder spindelförmigen Kerne im bürstenartigen Teile sind fast alle auffallend pyknotisch.
Wenn man die kathodischen und anodischen Befunde miteinander vergleicht, so sind die pyknotischen Kerne an der Anode viel zahlreicher und zeigen eine beträchtlichere Veränderung als an der Kathode.
3) Die meisten Riechdrüsen sind sowohl im Anoden- als auch im Kathodengebiete der Richtung des elektrischen Stromes folgend schmäler und verlängert.
Die Drüsenkerne an der Kathode behalten im allgemeinen fast ihr normales Anssehen, aber sie sind teils heller, teils dunkler gefärbt. Die letzteren sind jedoch weniger zahlreich als die ersteren.
Im Anodengebiete sind zahlreiche bathychrome Kerne bemerkbar, und nach einer stärkeren elektrischen Einwirkung eine Vermehrung der rundlichen oder ovalen pyknotischen Kerne.
4) Nach einer stärkeren elektrischen Wirkung zeigen einige Riechnerven kleine endneurale und perineurale Spalträume, so dass sie im extremen Falle einen spongiösen Bau darbieten, was im Anodengebiete häuflger zu sehen ist, als im Kathodenteile.
5) Die Riechschleimhaut zeigt eine starke Staung, besonders nach einer mehrstündigen elektriechen Einwirkung, und zwar mehr deutlich im Anoden- als im Kathodengebiete.
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