Unter der Leitung von Prof. Dr. J. Shikinami hat Verfasser Untersuchungen überdie Entwicklung der Nierenanlage bei verschiedenen Tierarten angestellt und besonders für Vogel schon eine eingehende Arbeit geliefert. Auch hier hat Verfasser, wieder vom vergleichenden entwicklungsgeschichtlichen Standpunkte, Schweinembryonen als Beispiel für die Mammalien verwendet.
Das Material stammt aus der Sammlung der Serienpraparate, die nach der regelmassigen Methode, namlich Fixierung grosstenteils in Zenkerscher Flussigkeit und teils in Formol, Stückfärbung mit Borax-Karmin, Einbettung in Paraffin und Serienschnitte von 10μ Dicke, von Prof. Shikinami, Dr. Tani und Dr. Maruyama angefertigt wurden.
Ausser mikroskopischer Untersuchung war notig, Rekonstruktionsmodelle nach dem Born-Peterschen Verfahren zu konstruieren, um die genaue Erforschung der Nierenanlage zu ermoglichen.
Als Resultat ergibt sich folgendes:
Wie bei anderen Amnioten entsteht die Nierenanlage bei Schweinembryonen von zwei Mutterboden aus: Die Anlage des Sammelrohrensystems entwickelt sich aus dem Urnierengange, die des Nephrogenensystems von der Innenschicht des metanephrogenen Gewebes aus.
Das Sammelrohrensystem:
a) Ureter.
1) Die Ureterknospe oder Nierenknospe bildet sich zuerst aus, ebenso wie bei anderen Amnioten, bei etwa 5, 5mm (Scheitel-Steiss) langen und 38 Ursegmente aufweisenden Embryonen an der Endstelle des Urnierenganges, und zwar an seiner inneren dorsalen Wand.
2) Diese knospe wachst zunächst dorsalwarts als abgerundetes Röhrchen, an dessen Ende sich bei etwa 7mm (Scheitel-Steiss) langen Embryonen mit 47 Ursegmenten zwei Abschnitte voneiuander sondern, namlich das primare Nierenbecken und der Ureter.
3) Mit dem Wachstum verlängert sich der Ureter als ein rundes Rohrchen, und bei etwa 15mm (Scheitel-Steiss) langen Embryonen betragt seine ganze Lange 1, 5mm.
4) Das Lageverhaltnis der Mundungsstelle des Ureters zu dem Urnierengang ist je nach dem Entwicklungsstadium verschieden: Die ursprünglich an der innerdorsalen Seite des Endes vom Urnierengang liegende Mündung des Ureters wandert dorsalwarts, bei einem etwa 8, 2mm langen Embryo mit 50 Ursegmenten befindet er sich an der dorsalen Seite, dann weiter nach aussen hin und bei etwa 11, 5mm langen Embryonen verlagert er sich bis an die Aussenseite des Urnierenganges.
Infolge dieser Lageveranderung verändert sich auch der Ausmündungsort des Ureters je nach dem Stadium, die im früheren Stadium von der Kloake ziemlich weit entfernt befindliche Mundungsstelle namlich näehrt sich derselben an, bei etwa 11mm langen Embryonen mundet sie abgetrennt vom Urnierengange in den Sinus urogenitalis aus, bei 12mm langen Embryonen weiter in die Harnblase.
5) Da die Wandung des Urnierenganges durch die Erweiterung seiner Endstucke einen Teil der Wandung des Sinus urogenitalis sowie weiter einen Teil der Harnblase bildet, verändert sich die Mundungsstelle entsprechend der Entwicklung der Harnblase, abgetrennt vom Urnierengange.
b) Nierenbecken
1) Das Nierenbecken entwickelt sich als primitives Nierenbecken von der Spitzeder Ureterknospe aus und ist bei etwa 7mm langen Embryonen mit 47 Ursegmenten schon nachweisbar.
2) Das Niereubecken streckt sich zunächst in kranialer Richtung, dann in kaudaler, um dort je einen kranialen und kaudalen Teil (Pol) zu bilden. Seine Schwanzteilbildung findet man erst bei etwa 11mm langen Embryonen.
3) Nach der Verlangerung und Entwicklung des Nierenbeckens in kraniokaudaler Richtung krummen sich die beiden kranialen und kaudalen Pole nach innen, und bei einem 13, 5mm langen Embryo, bei welechem sich das Sammelrohr zu entwickeln beginnt, bildet seine innere Wand einen Trichter, dessen Spitze in den Ureter ubergeht.
View full abstract