Der Verfasser stellte Untersuchungen über die Wirkung des Harnstoffs auf den Uterus und Trigonum vesicae des Kaninchens an. Die Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Der mehr als 0.5% ige Harnstoff wirkt auf die automatischen Bewegungen des Kaninchenuterus erregend. Der Angriffspunkt ist in der Muskulatur selbst zu suchen.
2. Es gibt Fälle, in denen 0.5-2% des Harnstoffs ohne Wirkung sind, 2-4% desselben jedoch auf seine Bewegungen hemmend wirken. Die hemmende Wirkung beruht wahrscheinlich auf dem hypertonischen osmotischen Druck dieser Substanz.
3. Auf die automatischen Bewegungen des Trigonum vesicae des Kaninchens wirkt Harnstoff bei 0.4-0.5% vorübergehend hemmend. Die hemmende Wirkung beruht wahrscheinlich auch auf dem hypertonischen osmotischen Druck dieser Substanz.
4. Der Harnstoff bewirkt bei 1-4% am Trigonum vesicae zuerst vorübergehende Hemmung, dann Erregung. Der Angriffspunkt liegt in der Muskulatur selbst.
5. Die Substanz bewirkt am ausgeschnittenen Uterus bei 10%, am Trigonum vesicae bei mehr als 6% Tonussteigerung, für gewisse Zeit Muskelstarre, dann Muskellähmung.
6. Bei der Muskelstarre (Maximum der Tonussteigerung) bleiben Atropin, Ergotamin, Yohimbin, Adrenalin, Barium und Acetylcholin ohne Einfluss, aber Papaverin wirkt auf den Muskel noch lähmend.
7. Auf dem Wege der Tonussteigerung jedoch wirkt Acetylcholin am Trigonum vesicae auffallender Weise, aber am Uterus kaum.
8. Die oben angegebene Muskelstarrewirkung der konzentrierten Harnstofflösung beruht hauptsachlich auf der Wasserentziehung durch den hypertonischen osmotischen Druck des Härnstoffs. Die Zunahme der Wirkungsintensität des Acetylcholins auf dem Wege der Tonussteigerung ist eine spezifische Wirkung des Harnstoffs und kann dadurch erklärt werden, dass bei mässiger Herabsetzung der Permeabilität der Zellmembran das Konzentrationsgefälle des Potentialstoffs vergrössert wird. Also müssten dem Harnstoff die spezifischen Wirkungen zugesprochen werden, die Muskulatur zu entwässern, die Durchlässigkeit der Zellgrenzfläche zu verändern, bei mässiger Herabsetzung der Permeabilität die Wirkung der Potentialgifte zu steigern, bei stärkerer Herabsetzung derselben aber nicht nur die Wirkung der Potentialgifte, sondern auch die der anderen Giften abzuschwächen und schliesslich aufzubeben, die Druchlässigkeit der Zellmembran jedoch. zu erhalten, die Muskulatur zu lähmen und es zu ermöglichen, dass Papaverin allein in die Zelle eindringt. Diese Wirkungen sind bei Dextrose nicht zu bemerken.
9. Die Druchlässigkeit des Harnstoffs in die Zellen des Uterus ist grösser als die in die Zellen des Magens, Darms und des Trigonum vesicae.
10. Diese Untersuchung ergibt keinen Anhalt füt die Sympaticuswirkung des Harnstoffs auf diese Organe.
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