Die Rheinisch-Westindische Kompagnie, die dank dem unternehmerischen Ehrgeiz eines angesehenen Baumwollfabrikanten Johann Jakob Aders in Elberfeld im Jahre 1821 zustande kam, machte sich zur Aufgabe, die Produkte der heimischen Industrie, vor allem aber die bergischen Textil- und Eisen-waren nach Westindien, Nord- und Sudamerika zu exportieren. Nach ihren elfjahrigen Aktivitaten geriet RWK doch schon im Jahre 1832 in ihre Auflosung. Die Ursachen des Miβerfolgs der RWK werden oft nicht nur auf den harten Schlag der Handelskrise 1825 und die immer unstabilisierten Marktlagen der lateinamerikanischen Staaten, sondern auch auf die Problematische Betriebsleitung des Subdirektors Carl Christian Becher zuruckgefuhrt, der besonders nach dem Tod des Firmengrunders Aders 1825 die Initiative der Betriebspolitik der RWK allmahlich in die Hand nahm. Die Aufgabe dieses Aufsatzes liegt hauptsachlich darin, solch anscheinende Ursachen des fruhzeitigen Scheiterns der RWK, vor allem durch eine Untersuchung der Organisation ihres Managements zu uberprufen. Da RWK sich gegen eventuale Betriebsschwierigkeiten nicht nur mit unter damaligen Verhaltnissen enormem Kapital, sondern auch mit einem ausgepruften Statut, womit jede Ubertretung und Versehen der Betriebsleitung durch die gegenseitige und stete Kontrolle effektiv vermieden werden sollte, von vornherein ausrustete, ware es wohl nicht zutreffend, ungunstigen Kojunkturen oder unfahigen Unternehmern unmittelbar die Schuld zu geben. Vielmehr kame es darauf an, ob das Statut der RWK wirklich zweckmassig konstituiert sei. Obwohl es in seinem ersten Artikel das Interesse des " Vaterlandes" hinstellte, ist es nicht zu verleugnen, daβ "Vaterland" weder als "Deutschland" noch als "Preussen", sondern vor allem als Bergisches Land interpretiert werden sollte, wenn man sich nur einen Einblick in die Bestimmungen uber die Mitgliederschaft der Direktion und des Direktorialrats verschafft. In ihrer Gestalt ein nationales Institut, in ihrer Zielsetzung war RWK doch durchaus ein regionales Exportinstitut. Dennoch umfasste sie wegen ihrer Unternehmensorganisation als eine Aktiengesellschaft notwendigerweise zweier Schichten der Aktionare, namlich die heimischen Kunden-Aktionare und die fremden Anleger-Aktionare, deren einander widersprechenden Anliegen der Betriebspolitik der RWK eine ernste Zwiespaltigkeit verursachten. Einerseits war RWK gezwungen, ununterbrochen einen gewissen Gewinn zu erzielen, well ihr Statut ihren Aktionaren vierprozentige Verzinsung verhieβ. Unter damaligen Umstanden konnte RWK nur mit einem von vornherein festgesetzten Dividendensatz erwarten, Zeichner ihrer Aktien genug nicht nur im bergischen Land, sondern uber das rheinisch-westfali-schen Gebiet hinaus auch in ganz Deutschland herauszufinden. Andererseits war es doch die allerwichtigste Aufgabe der RWK, trotz aller Schwierigkeiten, unter Umstanden sogar mit keinem Profit, die Absatzmoglichkeit der heimischen Produkte auf dem amerikanischen Markt zu erschlieβen. Aus den Geschaftsgangen besonders nach der Handelskrise 1825 ergab sich schlieβlich, daβ der Schwergewicht des Sortiments der Exportartikel sich vom rheinischen Baumwoll- und Seidengewebe aufs schlesische Leinengewebe verlagerte, weil ein gewisser Absatz trotz der hektischen Konkurrenz mit den britischen und franzosischen Produkten auf dem lateinamerikanischen, besonders aber auf dem mexikanischen Markt dem letzteren immerhin gewahrt wurde. Es ist dabei verstandlich, daβ die dortigen Agenten, die meistens keinen richtigen Sinn fur das regionale Interesse des bergischen Land hatten, sich vor allem mit denjenigen Waren befassen wollten, die mit verhaltnismaβig niedrigeren Kosten abzusetzen waren. Das beteutet, daβ RWK in ihrem Geschaft mehr und mehr von ihrem ursprunglichen Hauptzweck abweichte, was nun gegen das Interesse der heimischen Kunden-Aktionare verstieβ, denen es mehr auf die
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