Nachdem seine Zeitschrift »Athenäum« (1798-1800) ihr Erscheinen eingestellt hatte, zog Friedrich Schlegel 1802 nach Paris um, um dort eine neue Möglichkeit zu finden. Zu der Zeit waren dort gerade viele Gemälde aus ganz Europa gesammelt worden, was ihn veranlaßte, über die Malerei zu schreiben. Seine Aufsätze über die Malerei, die er in seiner neuen Zeitschrift »Europa« (1803-05) und danach gelegentlich veröffentlichte, beeinflußten gegen die antikisierende Kunstrichtung, die Goethes Zeitschrift »Propyläen« (1798-1800) verfochten hatte, stark die Kunstwelt und erneuerten die zeitgenössische Kunstanschauung. Andererseits hat man in der Nachwelt über diese Aufsätze immer in dem Sinne geschrieben, als wäre die dort niedergelegte Kunstansicht ein Resultat seines inneren Übertritts zum Katholizismus. Wenn er auch nach der Herausgabe des Athenäums allmählich zur katholischen Mystik übergegangen wäre, wie man behauptet hat, so handelt es sich doch darum, was in einem solchen Übergangsprozeß sein Denken bewegte. In dieser Hinsicht sind seine Ideen über die Malerei bedeutende Materialien.
"Die Malerei sei Malerei“: Das ist ein von F. Schlegel verkündeteter Grundsatz, der zwar wie eine nichtssagende Tautologie klingt, aber damals nicht ohne Sinn war. Denn die Malerei war in der klassizistischen Strömung unter der Herrschaft der von der griechischen Plastik abstrahierten Begriffe von
"Schönheit, Ideal und Antike“ gewesen. Also zielt F. Schlegel mit dem Satz auf die Befreiung der Malerei von der Plastik.
Seiner Ansicht nach sei die Malerei, nachdem sie den Gipfel der Hochrenaissance erklommen habe, im Epigonentum nach und nach abgestiegen und im 18. Jh. ganz und gar versunken. Aber das Mißverständnis, das Malerei und Plastik verwechsele, sei in erster Linie von Michelangelo abzuleiten, und Leonardo sei der Vater der neueren Malereitheorien, die diese Kunst zur bloßen Technik dadurch erniedrigt hätten, daß sie sie in Elemente wie Zeichnung, Kolorit, Helldunkel usw. zerlegten. Der
"wahre Begriff der Malerei“ sei also vornehmlich in den religiösen Gemälden der sogenannten Primitiven im Mittelalter zu finden.
An dieser Ansicht glaubte man den überzeugten Katholiken zu erkennen. F. Schlegel hält die Malerei im Gegensatz zu der
"sinnlichen Plastik“ für eine
"geistige“ Kunst. Die
"geistige Schönheit“ ist für ihn zwar nichts anders als die
"christliche Schönheit“, aber sie lasse sich
"durch die bloße Spielerei der Fantasie mit den katholischen Sinnbildern“ nicht erreichen.
Unter der
"christlichen Schönheit“ versteht er im wesentlichen eine moderne Schönheit, wie der folgende Satz in seinem frühen Heft zeigt:
"Altes Metrum und modernes ist so ein absolutes Gegensatz wie Christentum und Mythologie <wie Sculptur und Mahlerei>.“ Die Kunst der Alten ist für F. Schlegel eng mit der sinnlichen Welt verbunden, dagegen soll die Kunst der Modernen aus der Tiefe des Geistes geschaffen werden. Anders gesagt: Die Kunst der Alten ist in ihrer Grundtendenz plastisch, die der Modernen malerisch.
Nun ist für F. Schlegel die
"Erscheinung der Allheit“ das Kriterium der Schönheit, und während die antike Kunst als Hintergrund die
"Allheit“ der Mythologie hat, soll die moderne Kunst durch die freie Tätigkeit des Geistes in einem Werk die
"Allheit“ konstruieren. Daraus ergab sich für ihn, daß die Gattungen der Malerei wie Stilleben, Portröt und Landschaft prinzipiell minderwertig seien und erst in einem größeren Ganzen,
抄録全体を表示