Das Jiddische zerfällt ins Westiiddische, das bis zum 18. Jahrhundert hauptsächlich in Deutschland lebendig war, und ins Ostjiddische, das seit dem 19. Jahrhundert im Osten eine eigene Entwicklung durchmachte. Während das Westjiddische noch sehr deutsch gefärbt war, wich das Ostjiddische durch den Kontakt mit den slawischen Sprachen allmählich vom Deutschen ab und wird jetzt als eine der Nebensprachen des Deutschen klassifiziert.
Das Ostjiddische wird weiter in drei Dialekte gegliedert: Zentraljiddisch, Nordostjiddisch und Südostjiddisch.
Als Schriftsprache gibt es auch ein übermundartliches Jiddisch, das sogenannte
"Schriftjiddisch“. In diesem Aufsatz möchte ich synchronisch einige Eigentümlichkeiten dieses Schriftjiddischen (J.) im Vergleich zur hochdeutschen Schriftsprache (D.) skizzieren. Dabei soll klar werden, daß das Jiddische, das einmal
"ein Dialekt des Deutschen“,
"verderbtes Deutsch“ oder
"Jargon“ genannt wurde, eine selbständige Sprache eigener Art ist.
I.
SchriftWenn man J. mit D. vergleicht, bemerkt man zunächst den Unterschied in der Schrift. Während D. mit lateinischen Buchstaben von links nach rechts geschrieben wird, schreibt man J. wie das Hebräische mit hebräischen Buchstaben von rechts nach links. Man benutzt dabei einige der hebräischen Konsonantenzeichen als Vokalzeichen, weil das Hebräische zur semitischen Sprachfamilie gehört und keine Vokalgrapheme kennt. Eine Übersicht über das jiddische Alphabet ist beigefügt.
II.
Phonologie1) Einer der großen Unterschiede zwischen D. und J. liegt in der Opposition von Lang- und Kurzvokalen; während D. sie besitzt, fehlt sie im J. wegen des slawischen Einflusses.
2) Die drei stimmhaften Verschlußlaute/b, d, g/ werden im D. im Wortoder Silbenauslaut zu stimmlosen/p, t, k/; im J. bleiben sie adgegen stimmhaft.
III.
Morphologie1) J. hat wie D. drei Geschlechter. Aber bei einigen Wörtern stimmen sie in J. und D. nicht überein.
Bemerkenswert ist auch, daß viele hebräisch-aramäische Wörter ins J. eingedrungen sind, besonders in bezug auf Judentum, Wissenschaft und Alltagsleben. Dabei wurden bei hebräischen Nominativen die Pluralformen
"-im“ und
"-es“ ins J. eingebürgert.
2) J. hat 5 Zeitstufen: Das Präteritum fehlt im J, und das Perfekt umfaßt das deutsche Perfekt und Präteritum.
Auch im J. gebraucht man
"hobn/zayn“ im Perfekt als Hilfsverben, aber ihr Gebrauch weicht vom Hochdeutschen ab: jiddische Verben wie
"lign“ (=liegen),
"shteyn“ (=stehen),
"zitsn“ (=sitzen) verbinden sich mit
"zayn“ wie die entsprechenden Verben im Süddeutschen mit
"sein“.
In zwei einfachen Sätzen im Perfekt, wo
"hobn“ und
"zayn“ zusammengeraten, entfällt oft das letzte Hilfsverb.
Das jiddische Plusquamperfekt wird durch Präsens von
"hobn/zayn“ +gehat/geven+Partizip Perfekt (PP) gebildet. Diese Form ist dem Oberdeutschen ähnlich, obwohl die Wortstellung dort vom J. etwas abweicht.
Außerdem begegnet man im J. oft mit dem Tempussystem sich eng verbindenden aspektischen Phänomenen, wie etwa im Polnischen:
"shraybn“ (pisac)-
"onshraybn“ (napisac).
3) Im J. begegnet man oft periphrastischen Verben, die aus dem hebräischen Wort+
"hobn/zayn“ bestehen.
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