Vorgeschichte der Gründung der Deutschen Bücherei
1976 Volume 22 Issue 3 Pages 97-105
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1976 Volume 22 Issue 3 Pages 97-105
1. Als sich 1848 im Zusammenhang mit der revolutionären Entwicklung in Deutschland Möglichkeiten für eine demokratische Einigung Deutschlands ergaben, waren auch die Bedingungen herangereift, Institutionen zu schaffen, die dem Wirken der gesamten Nation dienten. Es gab damals einen Verleger, der die Anregung zur Einrichtung einer Reichsbibliothek gab. Heinrich Wilhelm Hahn, Verleger in Hannover, schlung der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 die Gründung einer deutschen Reichsbibliothek vor. Aber diese Reichsbibliothek war ein Fragment geblieben wie die Revolution selbst.
2. Wenn damals auch der Aufbau einer deutschen Nationalbibliothek über die ersten Ansätze nicht hinauskam, so geriet der Gedanke an eine Nationalbibliothek in der Öffentlichkeit nie mehr in Vergessenheit. So wurde der Gedanke Hahns in den folgenden Jahren noch von führenden deutschen Wissenschaftlern, Schriftstellern, Bibliothekaren usw. aufgegriffen und mit neuen Impulsen versehen. Er fand im 1906 einen ersten Abschluss, als national denkende und handelnde deutsche Buchhändler die mehrfach von fortschrittlichen Kräften aus Kreisen der Wissenschaft und Kultur geäusserten Gedanken zur Gründung einer deutschen Nationalbibliothek aufgriffen, energisch verfolgten und zum Ziele führten.
3. Die Deutsche Bücherei in Leipzig wurde am 3. Oktober 1912 gegründet. Führende Männer des Börsenvereins, Karl Siegismund (Berlin), Erich Ehlermann (Dresden), Albert Brockhaus (Leipzig), hatten durch Verhandlungen mit der Stadt Leipzig und dem sächsischen Staat erreicht, dass in grosszügiger Form eine Bücherei geschaffen wurde, die die Sammelstätte für das gesamte seit dem 1. Januar 1913 erscheinende deutsche und fremdsprachige Schrifttum des Inlandes und für das deutschsprachige Schrifttum des Auslandes wurde. Ohne den Vorstand des Börsenvereins, ohne dessen Weitblick, Tatkraft und Hingebung wäre die Deutsche Bücherei nicht geplant worden. Die Gründung der Deutschen Bücherei ist unzweifelhaft das Verdienst des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler.
