Abstract
Es wurden histologische Veränderungen im hypothalamohypophysären neurosekretorischen System des Hundes im experimentell erzeugten Durstzustand qualitativ und quantitativ untersucht. Das in den hypothalamischen neurosekretorischen Kernen und im Hinterlappen darstellbare Neurosekret wurde mit dem Fortschreiten des experimentellen Durstzustandes immer geringer. Sein nach der Lichtresorptionsmethode ermittelter Zahlenwert betrug im Hinterlappen am 4., 7., 10. und 16. Dursttage 59.5%, 32.4%, 24.4% bzw. 8.1% des normalen Wertes. Die Verminderung des Neurosekretes im Hinterlappen kam zuerst in der Verdichtungszone zutage, dagegen persistierte das im Zwischenstreifen vorkommende perlschnurartige Neurosekret bis in den späteren Stadien relativ reichlich. Auch im Trichterteil war sein Verschwinden relativ spät. Im Durstzustand vergrößerten sich die Kerne der neurosekretorischen Zellen deutlich und zeigten also eine gesteigerte Funktion. Dabei wurden auch die NISSLkörner der neurosekretorischen Zellen ungleichgroß, unregelmäßig gestaltet und verwirrt angeordnet. Alle diese im Durstzustand entstehenden Veränderungen verschwanden relativ schnell, nachdem Wasser gegeben worden war.
Es liegt also die Vermutung nahe, daß das in den neurosekretorischen Kernen des Hypothalamus produzierte Neurosekret die Vorstufe der Hinterlappenhormone, besonders des Antidiuretins, ist, und daß das im Durstzustand nach großem Bedarf zum Hinterlappen gelangte Neurosekret schnell in den Gefäßen abgegeben wird.