Abstract
Seit langem ist es allgemein angenommen, daß die menschlichen Ösophagusdrüsen reine Schleimdrüsen sind. Wir haben in der vorliegenden Untersuchung die Ösophagusdrüsen aus der menschlichen Speiseröhre in 8 Fällen zytologisch und histologisch eingehend studiert und festgestellt, daß die menschlichen Ösophagusdrüsen gemischte Drüsen sind, da sie in der Mehrzahl der Fälle außer den Schleimzellen seröse (albuminöse) Zellen in wechselnder Zahl enthalten.
Die in den menschlichen Ösophagusdrüsen gefundenen serösen Zellen zeigen gleiche zytologische Beschaffenheiten wie dieselben in anderen serösen oder gemischten Drüsen; so sehen sie im allgemeinen dunkel aus und führen durch verschiedene Färbungen gut tingierte Sekretgranula und durch Verflüßigung der letzteren gebildete Sekretvakuolen. In dem mit Sekretgranula und -vakuolen verstopften Stapelstadium sind die Kerne, im Gegensatz zu den Schleimzellen, nicht nach der Basalfläche der Zelle verdrängt und abgeflächt. Sie behalten vielmehr den ganzen Sekretionszyklus hindurch die rundliche Gestalt. Zwischen den serösen Zellen des Endstückes kommen einfache zwischenzellige Sekretkanälchen vor, die bei den Schleimdrüsen, wie allgemein anerkannt, niemals auftreten.
Die einfache verästelte menschliche Ösophagusdrüse besteht aus dem unverästelten Ausführungsgang, den innerhalb des Läppchens verästelten Schaltstücken (Halsstücken) und den Endstücken (Acini). Die dünnen Schalstücke besitzen ein einschichtiges kubisches oder Zylinderepithel, dessen Epithelzellen (Schaltstückzellen) die gleiche Sekretionstätigkeit wie die Drüsenzellen der Endstücke besitzen und verschiedene Sekretionsbilder zeigen.
Das Drüsenläppchen der menschlichen Ösophagusdrüse lässt sich in den mucösen, gemischten und serösen Abschnitt einteilen. Der mucöse Abschnitt nimmt den größten Rauminhalt des Läppchens, der gemischte und seröse Abschnitt dagegen den kleineren ein. Im mucösen Abschnitt ist das Endstück aus den Schleimzellen zusammengesetzt und die dem anschließenden Schaltstückzellen sind meistens in Schleimzellen verwandelt; im gemischten Abschnitt besteht das Endsück aus den serösen Zellen, die Schaltstückzellen sind öfters verschleimt, dabei bilden die Endstücke sog. Halbmonde, indem die ersteren durch die verschleimten Schaltstücke nach der Peripherie abgedrängt werden und die halbmondförmigen Zellenkomplexe bilden. Im serösen Abschnitt sind die Endsücke aus serösen Zellen zusammengesetzt, die Schaltstückzellen wandeln sich auch in seröse Zellen um und üben genau die gleiche seröse Sekretion wie die serösen Drüsenzellen des Endstückes aus. Die gleiche Erscheinung wurde schon von OINUMA (1946) bei menschlicher Parotis und von ITO und NARITA (1952) bei menschlicher Submandibularis beobachtet. So werden also die morphologischen Veränderungen und die Funktionen der Schaltstückzellen lediglich durch die HEIDENHAIN'sche Verschleimungstheorie nicht vollkommen geklärt.
Bei Anwendung der Perjodsäure-SCHIFF'schen Reaktion (PAS-Reaktion) erweisen sich die Schleimgranula der Schleimzellen als SCHIFF-positiv, aber ein Teil der Sekretgranula in den serösen Zellen der Ösophagusdrüsen reagiert dabei ebenfalls positiv. Die Tatsache, daß an den Sekretgranula der serösen Zellen die Perjodsäure-SCHIFF'sche Reaktion öfters positiv ausfällt, wurde neuerdings von LILLIE (1949) u.a. bei gewissen Drüsen festgestellt.