Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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Print ISSN : 0912-3539
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Die Frauen in Hofmaunsthals Werken : Versuch einer Interpretation uber "Die beiden Gotter"
Yoshimi MORISHIMA
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1985 Volume 1 Pages 2-10

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In Kluges Roman "Die Patriotin" und Gunter Grass' Roman "Der Butt" finden wir einen gemeinsamen interessanten Punkt. Es tritt namlich die Frau als ein wichtiges Moment auf. Bei Kluge sucht die Patriotin Gabi Teichert (Geschichtslehrerin) eine vollkommen neue Geschichte, die bisher vom Patriarchat total vernachlassigt wurde. Die Geschichte der Kinder, der Frauen und der Korper namlich. Bei Grass spielt der Butt die Rolle eines Agitators, der die dem Patriarchat gehorchenden Manner von den Frauen befreien will. Was beiden Autoren gemeinsam ist, ist nicht nur der Auftritt der Frau in einer wichtigen Rolle, sondern auch der komplexe Stil des Erzahlens. Im Roman Kluges sind Wirklichkeit und Fiktion miteinander vermischt. Im Roman grass' tritt der Erzahler (ein Mann) mit verschiedenen Masken auf. Bei Kluge wird gezeigt, dass die Fiktion wirklich und die Wirklichkeit kunstlich ist. Bei Grass wird das feste "Ich" zerspalten und die Mehrdeutigkeiten der Wirklichkeit entdeckt werden. Diese eigentumlichen Probleme beiber Authoren bezeichnet eine franzosische Semiotikerin und Feministin Kristeva als Zusammenstoss (Konflikt) von semiotique (moment de la negativite) und symbolique (l'ordre). In Hofmannsthals Tragodie, "Die beiden Gotter" findet man denselben Inhalt, d.h. wie "semiotique" gegen "symbolique" verstosst. Im Zusammenhang mit der Mutterrechtstheorie vo Bachofen, ist die Gestalt "Semiramis" sehr interessant. Semiramis verkorper das Prinzip absoluter mythischer Gewalt. "Sie ist das Ungeistige, der Zwang, das Bestehende." Ihr Sohn, "Ninyas ist Geist und Liebe". In Hofmannsthals andern Dramen findet man oft diese anscheinend gegensatzliche, aber sehr stark miteinander verbundene Beziehung. Z. B., Helene -Hans Karl in "Der Schwierige" und Cristina- Tomasso in "Cristinas Heimreise". Und in diesen Dramen sind die Manner, die an jedem vom Patriarchat geschaffenen Wertsystem zweifeln, immer die Schweigenden und Nichttuenden. Immer ergreifen die Frauen die Initiative. Aber wir durfen nicht missverstehen, dass die Frauen nur die erganzende Halfte der Manner sind. Solche, Frauen spuren die Grenze der Weiblichkeit. Wir, die Manner, suchen ja aber jene Frauen, die keine Grenze der Weiblichkeit kennen und eine ganz neue Geschichte ausgraben, welche von den Mannern so lange Zeit verschuttet wurde.

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