Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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Uber Ernst von Feuchtersleben : anlasslich des Erscheinens seiner Neuausgabe
Kunitaka MATSUMURA
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1990 Volume 6 Pages 1-9

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Abstract

Wer verfasste lyrische Gedichte in Wien um die Zeit, wo Grillparzer und Bauernfeld im Burgtheater, Raimund und Nestroy im Volkstheater aktiv waren und Stifter im Begriff war, als Erzahler zu zeigen, was er konnte? Ernst Freiherr von Feuchtersleben war einer der bisher weniger beachteten Dichter in der Wiener Biedermeierzeit. Von Jugend an schrieb er Gedichte, vom Epigramm bis zum Ghasel. Er war eher als Verfasser der Diatetik der Seele (1838) bekannt, die nach seinem Tode mehrere Auflagen erlebte. Trotzdem wusste man lange Zeit kaum mehr seinen Namen. Hatte Grillparzer nicht seine Erinnerung an Feuchtersleben hinterlassen hinterlassen un Hebbel nicht eine Biographie uber ihn geschrieben, so ware sein Leben und Werk wohl auch in Vergessenheit geraten. Hebbel gab sogar Feucheterslebens Samtliche Werke heraus, ohne freilich auch die medizinischen Texte aufzunehmen. Bis heute sind diese sieben Bande die einzige Gesamtausgabe geblieben. Erst 1969 wurde eine Neuausgabe Feuchterslebens, eine historich-kritische Ausgabe, unter der Leitung von Prof. Herbert Seidler in Wien geplant. Nach seinem Tode wurde das Unternehmen von Prof. Hedwig Heger ubernommen und gefordert. Im Jahre 1987 erschien der erste Band in zwei Teilen. Der erste Teil beinhaltet nur den Text: die schon vo Feuchtersleben selber hearusgegebenen Gedichte, den Almanach mit Radierungen von Moritz von Schwind, in Journalen vroffentlichte una nachgelassene Gedichte, Spruche und Epigramme, Ubersetzungen mit Abbildungen und einem Portrat als Frontispiz. Dagegen enthalt der zweite Teil den Apparat, der aus 'Entstehung', 'Uberlieferung', 'Varianten' und 'Erlauterungen' jedes Gedichtes besteht. Zwar brachte uns Feuchtersleben nicht das "poetisch-lyrische", sondern das "lehrhafte, weltanschauliche Gedicht". Er ist aber ohne Zweifel ein erstrangiger Epigrammatiker und Spruchdichter, was die historisch-kritische Ausgabe uberzeugend bestatigt. Jedenfalls stellt sie "einen neuen, wichtigen Beitrag zur Forschung der osterreichischen Literatur im Zeitraub 1815-1848" dar. Damit werden der Biedermeierforschung, vor allem auf dem Gebiet der Lyrik, weitere Impulse gegeben.

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© 1990 Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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