die Deutsche Literatur
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Zur logisch-semantischen Struktur der Negation
-in Bezug auf Quantoren und Adverbiale-
SHUN'ICHI SATO
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1978 Volume 60 Pages 52-63

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Abstract
Diese kleine Abhandlung versucht, das Verhalten der Negation bezüglich der Quantoren und Adverbiale zu analysieren und zu beschreiben. Um die den verschiedenen negativen Sätzen zugrundeliegenden logisch-semantischen Strukturen deutlich darzustellen, soll in modifizierter Form eine sogenannte erweiterte Prädikatenlogik benutzt werden, mit deren Hilfe Renate Bartsch in ihrer Arbeit “Adverbialsemantik” (Frankfurt/M. 1972) die verschiedenen Adverbialkonstruktionen untersucht hat.
Zunächst werden negative Sätze ohne Quantor und/oder Adverbial überlegt.
(1) Der Student liest kein Buch.
(2) Der Student liest kein Búch (, sondern eine Zeitung). Satz (1) hat in normaler Betonung das Verb “liest” als oberstes Prädikat und das Prädikat “liest” wird negiert. Wenn wie im Satz (2) das Wort “Buch” betont wird, so ist “ist ein Buch” das oberste Prädikat. In diesem Fall wird das Prädikat “ist ein Buch” negiert. Demgemäß lassen sich diese Negationen folgendermaßen darstellen:
(3) -liest ((ιx) Student (x), (ηy) Buch (y))
(4) -Buch ((ηy) liest ((ιx) Student (x), y))
wobei “ι” ein Jota-Operator und “η” ein Eta-Operator ist. Beim Satz (1) handelt es sich um eine Satznegation und beim Satz (2) um eine Wortnegation. Daraus ergibt sich, daß die Wortnegation auf eine Satznegation zurückzuführen ist.
Negative Sätze wie die folgenden enthalten den Quantor “alle”.
(5) Peter liest nicht alle Bücher.
(6) Peter liest alle Bücher nicht. Das Negationselement steht beim Satz (5) vor dem Quantor “alle” und beim Satz (6) danach, hier am Satzende. Diese unterschiedlichen Beziehungen der Negation zum Quantor lassen sich aus ihren zugrundeliegenden logischsemantischen Strukturen erklären. Formalisiert lassen sich diese folgendermaßen darstellen:
(7)-(∀y) (liest (Peter, y)•Buch (y))
(8) (∀y) (-liest (Peter, y)•Buch (y)) wobei “∀” ein Allquantor ist und “•” “und” bedeutet. In (7) wird der Allquantor “alle” und in (8) das Verb “liest” negiert. Daraus folgt, daß beim Satz (5) das Negationselement “nicht” größeren Skopus als der Quantor “alle” hat und beim Satz (6) der Quantor großeren Skopus hat.
Nun werden negative Sätze mit Adverbialen behandelt. Bei der Negation verhalten sich die Adverbiale unterschiedlich, wie folgende Beispiele zeigen.
(9) a. *Peter kommt nicht vermutlich.
b. Peter kommt vermutlich nicht.
(10) a. Peter kommt nicht wegen ihres Schreibens.
b. Peter kommt wegen ihres Schreibens nicht.
(11) a. Peter kommt nicht schnell.
b. *Peter kommt schnell nicht. Bei der oben angeführten Adverbialkonstruktion bezieht sich das dem Adverbial vorgestellte “nicht” auf das Adverbial und das dem nachgestellte “nicht” auf das Verb. Nach ihrem Verhalten bezüglich der Negation werden die Adverbiale in drei Klassen eingeteilt: z. B. Satzadverbiale, Kausaladverbiale und Modaladverbiale. In der Konstruktion mit einem Satzadverb wie “vermutlich” kann die Negation nicht vor dem Adverbial, sondern nur danach stehen. Warum nur der Satz (9b) grammatisch ist, läßt sich aus der dem Satz “Peter kommt vermutlich” zugrundeliegenden Struktur erklären.
(12) Sp: Peter kommt.
S0: Peter kommt vermutlich: xs spricht “Sp” in einem Vermutens-sprechakt:
(ιr) (P((xs, Sp), r)•Vermutens-Sprechakt (r))•xs=(ex) spricht (x, S0)
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