die Deutsche Literatur
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Albrecht Dürer in Venedig
HARUTAKA SAKURAI
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1992 Volume 89 Pages 1-10

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Abstract

Zweimal in seinem Leben hat Albrecht Dürer Italien (Venedig) besucht. Nachdem er Agnes, die Tochter des Goldschmieds Hans Frey, geheiratet hatte, ist er im Jahre 1494 alleine nach Italien gereist, und 1496 heimgekehrt. Die zweite Reise nach Venedig dauerte von 1505 bis 1507. Obwohl er ziemlich viele Schriften, z.B. "Familienchronik“, "Gedenkbuch“, "Tagebuch der Reise in die Niederlande“, "Briefe“ usw., hinterlassen hat, gibt es außer Landschaftsaquarellen von der ersten Reise und zehn Briefen an Willibald Pirckheimer in Nürnberg von der zweiten heute kaum Dokumente, die von Dürer selbst geschrieben wurden und seinen Aufenthalt in Venedig belegen. Mit diesen wenigen Dokumenten wird hier versucht, zu erklären, welche Eindrücke Dürer in Venedig gewonnen hat.
Nach Fritz Strich ging Martin Luther, einer der Zeitgenossen Dürers, "mit blinden Augen an dieser Welt der Renaissance vorbei. Kein Wort über Michelangelo und Raffael kam über seine Lippen. Auch der Zauber der italienischen Landschaft öffnete sie nicht.“ (Fritz Strich: Dichtung und Zivilisation, München 1928, S. 25) Ob Dürer dagegen mit Freuden über den Brenner-Paß im südlichen Land Italien angekommen ist, weiß man nicht genau. Aber bei der ersten Reise hat er "Arco“ (W 94), "Trient“ (W 95, 96), "Dosso di Trento“ (W 97), "Welsches Gebirge“ (W 99) und dazu Frauen in venezianischem Kostüm, einen Hummer, eine Krabbe usw. präzis gemalt. Diese Aquarelle kann man mit der Beschreibung des Briefs vom 7. 2. 1506 "Vnd daz ding daz mir vor eilff joren so woll hatt gefallen, daz gefelt mir jcz nüt mer“ (Hans Rupprich: Dürer. Schriftlicher Nachlaß, Bd. 1, S. 44, Berlin 1956) als den Beweis seines ersten Aufenthalts in Venedig betrachten. Und sie werden uns vermutlich darüber aufklären, wofür er Interesse hatte.
Viele Entwürfe von menschlichen Körpern, die er während seines zweiten Aufenthalts in Venedig skizziert hat, das Gemälde "Rosenkranzfest“ und die Beschreibung vom 13. 10. 1506 "Dornoch wurd jch gen Polonia reiten vnder kunst willen jn heimlicher perspectiua, dy mich einer leren will.“ (Hans Rupprich: Dürer. Schriftlicher Nachlaß, Bd. 1 S. 59) beweisen, daß diesmal Dürer die italienische Kunst studierte und so seine späteren Leistungen vorbereitete.
In seinem "Tagebuch der Reise in die Niederlande“ (1520-1521) erscheinen zwei Namen, Jacopo de' Barbari und Vitruvius, die zu Venedig und seinem Studium in Beziehung stehen. Jacopo (*1440/1450-†um 1516) war ein Maler aus Venedig, der auch als Graphiker durch seinen Holzschnitt "Ansicht von Venedig“ bekannt ist; über seinen Lebenslauf weiß man heute wenig. Er ist im Jahre 1500 als Hofmaler Kaiser Maximilians I. in Nürnberg erschienen und war dann beim Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen tätig. 1510 ist er Hofmaler der Statthalterin der Niederlande, Margarete von Österreich, geworden. Seitdem Dürer bei der ersten Reise mit Jacopo eine Bekanntschaft angeknüpft hatte, fühlte er sich zu Jacopo hingezogen und bemühte sich, von Jacopo die Techniken der italienischen Malerei zu erlernen. Auch "De Architectura“ von Vitruvius, dem Architekten des Zeitalters Cäsars, wurde Dürer empfohlen. Aber es ist zweifelhaft, ob Jacopo ihm das Wesentliche der italienischen Kunst gelehrt hat. Später (1523) schrieb Dürer an Pirckheimer: "Jdoch so ich keinen find, der do etwas beschriben hett van menschlicher mas zw machen, den einen man Jacobus genent, van Venedig geporn,

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