Abstract
Die Erforschung der Nebenniere und ihre Beziehung und Abhängigkeit von der Hypophyse hat in den letzten Jahren ausgezeichnete Fortschritte gemacht. Nicht nur, dass die wichtigsten Stoffe rein dargestellt und in ihrer Wirkung aufgeklart werden konnten, ist ganz besonders der zentrale Einfluss des Systems Hypothalamus-Hypophysen-vorderlappen (HVL-) Nebennierenrinde (NNR) auf den Gesamtorganismus zu Recht erkannt worden. Dieses System steht im Mittelpunkt der vegetativen Regulationen, in dem es alle die vegetativen Funktionen steuert, die fur die Erhaltung des Individuums von Bedeutung sind und um dieses System hat seinerzeit SELYE sein allgemeines Anpassungssyndrom aufgebaut. Man hat es daher mit Recht als den vegetativen Funktionskreis bezeichnet.
Im Fortpflanzungsbereich hat sich etwas ahnliches vollzogen, in dem die Einzelglieder Hypothalamus-HVL-Ovar zu einem Funktionskreis zusammengeschlossen wurden, der als der generative Funktionskreis bezeichnet wird.
Diese beiden Funktionskreise haben ihre gemeinsame Basis im HVL oder genauer ausgedruckt, sie iiberschneiden sich im Hypothalamus, wo die beiden Funktionskreise der Selbsterhaltung (Anpassung) und der Arterhaltung (Fortpflanzung) aufeinander abgestimmt werden. Die Aufgabe des HVL besteht somit in einer sorgsamen Balance zwischen corticotropem und gonadotropem Hormon Nur in einer solchen Koordination kann den beiden Zielen der Selbsterhaltung und der Arterhaltung in ein und demselben Individuum Rechnung getragen werden.
Während nun eine gesteigerte Ovar-Hypophysenfunktion eher selten ist und dem-zufolge die Auswirkungen im vegetativen Bereich von geringerer Bedeutung und auch nicht so auffallig sind, scheinen Storungen im Fortpflanzungsbereich als Folge einer Nebennieren-Hypophysen-Überfunktion eine nahezu alltägliche Erscheinung zu sein. Eine solche Uberfunktion braucht nicht allein durch anatomische Veranderungen bedingt zu sein, im Rahmen des allgemeinen Anpassungssyndroms bestehen genügend Möglichkeiten für derartige Funktionsänderungen. Wir in der Gynäkologie haben dem zumindest praktisch immer noch zu wenig Rechnung getragen, weil wir die Fortpflan-zungsvorgange noch zu sehr vom Standpunkt der Achse Ovar-Hypophyse betrachten.
Man kann diesen gestörten Beziehungen nur dann gerecht werden, wenn man sich zunachst die Krankheitserscheinungen vor Augen führt, die durch Funktionsänderungen der Nebenniere verursacht sind, um dann weiter zu untersuchen, welche Auswirkungen