Abstract
Es ist schon durch die Versuche von Ringer, Grüszner u. anderen Autoren gezeigt worden, dass gewisse in der gleichen Reihe des periodischen Systems liegende Metallelemente viele ähnliche Eigenschaften besitzen nicht nur physikalisch-chemische, sondern auch physiologische u. pharmakologische. Manche Metallelemente, welche in ihren physikalischen u. chemischen Eigenschaften einander sehr ähnlich sind, brauchen aber nicht immer physiologisch u. pharmakologisch analog zu wirken.
Es ist im allgemeinen eine bekannte Tatsache, dass Calcium u. Strontium physiologisch und pharmakologisch einander sehr ähnlich sind. Indem ich mich nun fragte, ob diese beiden Elemente in allen Konzentrationen und bei Mitwirkung von anderen Pharmaka immer ähniche Wirkung zeigen, verglich ich die Wirkung einer CaCl2 enthaltenden Normal-Ringerlösung (Ca-Ringerlösung) mit einer SrCl2 anstatt CaCl2 enthaltenden (Sr-Ringerlösung).
Als erstes Versuchsobjekt wählte ich das Froschherz, das an der Straubschen Kanüle schlug, und als zweites den Kaninchendünndarm, der nach der Magnusschen Methode in Ringerlösung suspendiert wurde.
Die Resultate waren folgende :
1) Wir können in der Normal-Ringerlösung SrCl2 als Ersatzmittel für CaCl2 gebrauchen.
2) Innerhalb des Ersatzwirkungskreises ist die Molekularkonzentration des Strontiumchlorids in der Sr-Ringerlösung stets höher als die des Chlorkalziums in der Ca-Ringerlösung.
3) Vollständige Abwesenheit von Natriumbicarbonicum hat keinen Einfluss auf die Ersatzwirkung zwischen CaCl2 und SrCl2 in der Ringerlösung.
4) Der Ermüdungsgrad des Herzens und Dünndarms ist beim Gebrauch von Sr-Ringerlösung etwas grösser als der bei Ca-Ringerlösung.
5) Es ist für bestimmte Organe und Gewebe nicht immer möglich, in allen Konzentrationen SrCl2 als Ersatzmittel für CaCl2 in normaler Ringerlösung zu gebrauchen.
6) Der Einfluss einer Sr-Ringerlösung auf die minimale wirksame Dosis einiger Arzneimittel (Nikotin, Kokain und Adrenalin) ist verschieden von dem der Ca-Ringerlösung auf diese Dosis.