Legal History Review
Online ISSN : 1883-5562
Print ISSN : 0441-2508
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Miscellanies
Der Stand der heutigen Hexenforschung
Shigeko KOBAYASHI
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2016 Volume 65 Pages 113-138,en7

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Abstract

 Der vorliegende Beitrag zielt darauf ab, einen Überblick über den Forschungsstand der historischen Hexenforschung zu geben und weitere Möglichkeiten zur Verbindung mit deren Nebenbereichen zu diskutieren. Die neuere Hexenforschung besteht aus zwei großen Forschungsfeldern, zum einen die Gerichts- und Herrschaftspraxis, zum anderen die Hexenrepräsentationen. Angeregt durch den neu entwickelnden Bereich der historischen Kriminalitätsforschung, versucht man durch den Vergleich mit anderen Delikten, das Hexereidelikt in die allgemeine Strafjustiz einzuordnen. Das Instrumentalisierungsmodel, das die Hexenverfolgung aus politischen Motiven unterschiedlicher Akteuere erklärt, wird durch mehrere Fallbeispiele unterstützt. Diese politischen Erklärungsversuche werden jedoch durch das anthropologisch-ethnologische Verständnis zur magischen Weltanschauung in frühneuzeitlichen Staaten und Gesellschaften relativiert. Auch der Zusammenhang zwischen Hexenverfolgung und Staatsbildung wird diskutiert - dies insbesondere unter Berücksichtigung der Rolle der gelehrten Juristen und einzelner Interessengruppen in Gemeinden sowie lokaler Beamten in Hexenprozessen, die als Indikatoren für die frühneuzeitliche Herrschaft von Nutzen sein können.
 Für die Hexenrepräsentation werden nicht nur die gelehrte Dämonologie, sondern auch verschiedene Medien, wie Bilder, Flugblätter und Holzschnitte als Ganzes analysiert, wobei der "Visual Turn" im soziologisch-medienwissenschaftlichen Bereich berücksichtigt wird. In den Studien, deren Schwerpunkt auf dem Gender der Hexenverfolgung liegt, werden nicht mehr nur das weibliche Geschlecht, sondern auch der vorher kaum thematisierte Aspekt der Männlichkeit in Hexenprozessen zum Forschungsgegenstand. Da die Hexenforschung, wie oben skizziert, ein weites Forschungsfeld bildet, wäre eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit in Japan im Rahmen von Forschungsprojekten noch wünschenswert.

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