Abstract
Theorie Loebs: Infolge seiner Versuche von 1887 bis 1890 hat J. Loeb in der willkurlichen Bewegung einen ganz eigenzümlichen konstanten Fehler entdeckt, welcher als das Loebsche Phänomen oder die Loebsche Tauschung bekannt ist; uhd er erklarte dies physiologisch durch den Anfangszustand der zur Kontraktion kommenden Muskeln und psychologisch mit den zentralen Innervationsem-pfindungen.
Methodologisch Betrachtet: Gibt es aber verschiedene Unvollkommenheiten darin. Erstens hat W. Wundt darauf aufmerksam gemacht, dass (1) im Versuche Loebs die krummlinigen Bewegungen des Gliedes in geradlinigen Bewegungen projiziert worden sind, und dass (2) die Vergleichsbewegungen aus den Kontraktionen anderer Muskeln entstehen als die Normbewegungen. R. S. Woodworth äusserte sich Wundt beistimmend and bemerkte: “Les faits ne peuvent donc pas être exprimés en termes de degré de contraction musculaire.”
Die grundlegende Fehler in der Methodologie Loebs bestehen jedoch meines erachtens, vielmehr in folgenden Punkten:
(1) Sie stützt sich nur auf die simultane Vergleichungen der Norm-und Ver-gleichsbewegungen. Dagegen wandte sich auch schon W. James und sagte: “Why not when the same hand makes successive moyements?”
(2) Die Bedingungen der beiden Bewegungen sind nicht gleich; denn-wie schon verschiedentlich eingewendet worden ist-bewegt sich das Glied bei der. Norm-strecke am Faden entlang, bei der Vergleichsstrecke dagegen ganz frei; überdies wird die Normbewegung durch einen ganz plötzlichen Widerstand abgebrochen, während die Vergleichsbewegung dem willkürlichen Impuls entsprechend immer allmüh1ich aufgehürt. Nach H. R. Hollingworth“It is obvious that under such conditions we are not studying the normal accuracy of movement, but are measuring the effect of impact on the perception of extent.”
(3)Ausserdem sind die verschiedenen Umanderungen der experimentellen Bedingungen nicht berucksichtigt. Diesen Einwand sprachen auch auf Grund ihrer Untersuchungen E. Jaensch, M. Cremer, E. B. Delabarre, R. S. Wood-worth, F. Kramer und G. Moskiewiez u. a. m. aus. In der Tat können hier auch andere Bedingungen eine Rolle Spielen, und man darf sich nie zur Erklä-rung beeilen, ehe man alle diese möglichen Bedingungen ausführlich geprüft hat.
In Theoretischer Hinsicht: Darf man es von Grund aus bezweifern, weil-wie schon aus den Forschungen von D. Ferrier, G. E. Muller, H. Münsterberg, H. Ebbinghaus u. a. m. hervorgeht-es ja ganz fraglich ist dass soich eine eigenzüm-liche.Empfinaung von der zentralen Innervation annehmen könnte.
Aus gewissen Gründen nun (1) behauptete W. James, es mit der nativisti-schen bilateralen Tendenz rein physiologisch erklären zu können, (2) dann ver-suchte E. Jaensch es als ein ganz mechanisches Ergebnis der objectiven Ungleichheit der Geschwindigkeiten beider Bewegungen aufzufassen, weiter (3) glaubten es einige, wie R. S. Woodworth und E. B. Delabarre, auf Grund der Komplextheorie, durch die phänomenale Ungleichheit der sog. kinästheti-schen Empfindungen verursacht, und schliesslich (4) kam J. H. Leuba dazu, es als eine Funktion der Aufmerksamkeitsablenkung anzusehen.
Wenn aber das nämliche Phanomen auftritt selbst wenn die beiden Bewegun-gen nacheinander durchgezogen sind, dann ist die Theorie James' hinfällig. Wenn das Phänomen auch dann zustandekommt, wenn kein Unterschied zwischen beiden Bewegungen, besteht, anders gesagt, wenn es auftritt ohne Rücksicht auf die phy-siologische Freiheit der Bewegung bzw.