Abstract
Auf Grund der Tatsache, dass Chinin bei verschiedenen ausgeschnittenen glattmuskeligen Organen gegen Adrenalin antagonistisch wirkt, schien es von grosser Bedeutung zu sein, zu verfolgen, ob ein derartiger Antagonismus auch bei der Blutzuckerregulation besteht, und weiter systematisch klarzustellen, wie die Wirkung des Chinins auf den Zuckerstoffwechsel ist. Als Versuchstiere standen meistens Kaninchen, teilweise auch Hunde zur Verfügung. Der Verf. kam zu folgenden Schlüssen:
1) Chinin, in kleinen Dosen, 10-50mg p. kg Körpergewicht, setzt beim Kaninchen und Hunde den normalen Blutzuckerspiegel mässig herab, aber bei grösseren Dosen ruft es beim Kaninchen eine merkliche Hyperglykämie hervor.
2) Durch kleine Dosen Chinin wird:
a. die durch Adrenalin bedingte Hyperglykämie peripheren Ursprungs stark gehemmt.
b. auch die durch Diuretin oder nach dem Zuckerstich auftretende Hyperglykämie zentralen Ursprungs deutlich unterdrückt.
c. ebenfalls die durch die intravenöse Zufuhr von Traubenzucker entstandene Hyperglykämie gehemmt.
d. weiter die Hyperglykämie nach der totalen Pankreasexstirpation am Hunde gehemmt.
e. die den Blutzucker herabsetzende Wirkung des Insulins deutlich verstärkt.
Aus den oben erwähnten Tatsachen könnte, wie folgt, gefolgert werden:
Die Ursache dieser Wirkung des Chinins scheint hauptsächlich darin zu bestehen, dass Chinin die sympathischen Nervenendapparate lähmt und den Erfolg der Adrenalinwirkung unterdrückt, ferner, dass es, wie durch Analogie leicht zu entnehmen ist, die Adrenalinausschüttung aus den Nebennieren hemmt. Zu diesem Mechanismus scheint sich höchst wahrscheinlich die Wirkung des Chinins, welche die Verbrennung bzw. Resorption des Zuckers im Blute fördert, zu gesellen.
Früher hat Verf. berichtet, dass Yohimbin die zentral und peripher bedingten Hyperglykämien verschiedenen Ursprungs hemmend, und die Wirkung des Insulins synergistisch beeinflusst, eine Wirkung, welche der des Ergotamins und Ergotoxins sehr ähnlich ist. Daraus ersieht man, dass mit Ausnahme seines Einflusses auf die durch die intravenöse Zufuhr von Traubenzucker bedingte Hyperglykämie, auch die Wirkung des Chinins hinsichtlich des Zuckerstoffwechsels derjenigen dieser Substanzen sehr ähnlich ist.