Abstract
Bläusaure und Schwefelwasserstoff wirken, wenn sic gasförmig inhaliert werden auBerordentlich schnell and beide sind hochtoxische Verbindungen mit einer Wirkun in etwa der gleichen GröBenordnung. Vergiftungen mit beiden Stoffen sind in gewissen Industriezweigen sehr gefurchtet, so z.B. die Blausäure in der Metallurgic and in der Kunststoffproduktion; der Schwefelwasserstoff hat neuerdings auch bei Erdölbohrungen wichtige Vergiftungsmöglichkeiten geboten.
Das Wesen der Blausäurevergiftung gilt als weitgehend geklärt. Man kennt als biochemischen Angriffspunkt das FeIII des Warburgschen Atemfermentes, dessen Blockierung zur inneren Erstickung infolge Aufhebung der Sauerstoffverwertung im Zellstoffwechsel führt. Andere Wirkungsmöglichkeiten treten daneben praktisch ganz zurück. Auch für die Schwefelwasserstoffvergiftung hat man einen gleichen Wirkungsmechanismus vermutet, weil bei in vitro-Versuchen genügende SH2-Konzentrationen auch das Warburgsche Ferment inaktivierten. Neue exakte Untersuchungen am Tier haben aber in Bestätigung der Erfahrungen am vergifteten Menschen these Hypothese nicht bestätigt. Man kennt den biochemischen Wirkungsangriffspunkt von SH2 noch nicht. Auch in der Möglichkeit einer rationellen Vergiftungsbehandlung bestehen wichtige Unterschiede für beide Stoffe.