Abstract
Es ist ein Wissen in der Alltagswelt, daß affektive Erfahrungen ganz “natürlich aufwallende”, “unvermeindliche”, “unabsichtliche” Privätphanomene sind, noch dazu sie durch die physiologischen Mechanismen, die den Menschen angeboren sind, gestaltet sind. Aber man muß sagen, daß dieses Wissen nur ein “Mytos” ist, weil seine objektive Gültigkeit anthropologisch oder sozialgeschichtlich bezwei-felt ist.
Wenn eine Betrachtung über die soziologischen Erfassungen der Gefühle (affektiven, emotionalen Erfahrungen), in Zusammenhang mit dem “Mytos”, angestellt ist, sind sie in zwei Gruppen klassifiziert. Die erste ist “Pro-Mytos-Typ”, der den “Mytos” theoretisch annimmt (z.B. Weber, Davis, Kemper.). Die zweite ist “Anti-Mytos-Typ”, der den Gefühlgestaltungsprozeß unphysiologisch (soziologisch) thematisiert. Der “Anti-Mytos-Typ” besteht aus zwei Sub-typen. Ein Typ, der behauptet, daß Gefuhle durch die sozialen Normen gestaltet and determiniert sind, heißt “Norm-Typ” (z.B. Goffman, Hochschild.). Ein Typ, der behauptet, daß Gefuhle durch die Leistungen der bewußten Subjektivität eines Individuums gestaltet sind, heißt “Subjekt-Typ” (z.B. Hochschild, Shott.).
In diesen “Anti -Mytos-Typen” gibt es eine theoretische Schwierigkeit, die es unmoglich macht, die Selbstverständlichkeit der affektiven Erfahrungen zu the-matisieren. Dann tritt ein dritter Typ (“Realitätskonstruktion-Typ”), worauf die ethnomethodologische Konzeption angewandt ist, auf die Bühne auf. Diese Erfassung hält die affektiven Erfahrungen für die normative Kategorisierung einer Situation mit der Verwendung der Gefühlsvokabulare. Dieser Typ kann die Selbstverständlichkeit der affektiven Erfahrungen als die der Realitätskonstruktion mit der Sprachverwendung erklären.
Die Soziologie der Gefuhle, die noch im Ansatzpunkt bleibt, leistet in Zukunft einen Beitrag dazu, Gefuhle als die “Sozialen” zu verstehen and eine Perspektive fur die moderne gesellschaftliche Analyse zu setzen.