ONGAKUGAKU: Journal of the Musicological Society of Japan
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Das Chorwerk Deutsches Miserere von P. Dessau und B. Brecht : Eine Studie uber das Verhaltnis zwischen dem Text und dem musikalischen Ausdruck
Chiharu WADA
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2012 Volume 58 Issue 1 Pages 30-44

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Abstract

Das Chorwerk Deutsches Miserere (1943-47) von Paul Dessau (1894-1979) und Bertolt Brecht (1898-1956) ist unter den im 20. Jahrhundert entstandenen antifaschistischen Musikwerken eines der bekanntesten. Allerdings wurde das Werk bis heute selten aufgefuhrt und es erfuhr auch in der Musikwissenschaft bislang wenig Beachtung. Dabei besitzt dieses Werk insofern auch eine grosse Bedeutung, weil es fur Brecht und Dessau die erste gemeinsame Arbeit war. Die Zusammenarbeit erfolgte zwar auf einen Vorschlag von Dessau, aber bei der Zusammenarbeit hat Brecht mehr Einfluss ausgeubt, als es ein Komponist einem Dichter normalerweise zugestehen wurde. Nach seinen Autographen, die sowohl uber einige umfangreiche und grundsatzliche Anderungen, als auch uber die Gesprache der Beiden informieren, kann man zusammenfassend urteilen, dass Dessau sich wahrend des Schaffensverlauf kompromissbereit zeigte. In der bisherigen Forschung wurde das Werk oft gemass der Asthetik von Brecht interpretiert. Sicherlich wurde die gesamte Textstruktur in diesem Werk logisch und verstandlich durch die Musik aufgegriffen und die Haltung der Musik in Bezug auf den Textinhalt tragt zu der vielschichtigen Verkettung der Verfremdungseffekte bei, die Brechts Theorie entspricht. Allerdings enthalt die musikalische Struktur weitaus grossere Dimensionen als vermutet. Musikalisch gibt es darin sowohl einige leicht als missverstandlich zu interpretierende Botschaften, die, von Brecht so sicher nicht beabsichtigt, seiner Theorie widersprechen, als auch einige Stellen, die von der Anhanglichkeit des Komponisten fur das rein musikalische Entwicklungsprinzip zeugen. Auf diese Widerspruchlichkeiten konzentriert dieser Aufsatz seine Aufmerksamkeit. Bei unserer Uberprufung des Musikwerkes werden wir den Schwerpunkt auf die Art und Weise der Beziehungen zwischen dem Gesamtkonzept und den einzelnen musikalischen Darstellungen legen. Bei unserer Forschung werden wir naturlich auch den Entstehungsanlass sowie den Schaffensverlauf in Betracht ziehen, die zum Verstandnis des Werkes notwendig sind. Die musikalische Vielseitigkeit des Werkes und dessen Bedeutung konnen erst durch diese Vorgehensweise bewertet werden.

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