Philosophy (Tetsugaku)
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Lebensphilosophie und der Gedanke der Lebensbeschreibung „shasei
Zum Lebensverständnis und dessen Ausdruck in der japanischen Moderne
Masatoshi SASAKI
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2016 Volume 2016 Issue 67 Pages 231-246

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Abstract

Mit seiner Einstellung zur Lebensphilosophie versuchte Dilthey das Leben aus sich selbst her zu verstehen, und bei ihm wurde die Poesie, die ursprünglich dem Gefühl entspringt, vom Gesichtspunkt der Lebensphilosophie als „Darstellung und Ausdruck des Lebens“ verstanden bzw. die Dichtung als „das Organ des Lebensverständnisses“ bezeichnet. Insofern könnte man die Dichtung für den Ausdruck des Selbstverständnisses des Lebens halten. Goethe hatte gerade in der Dichtung das Leben aus sich selbst her verstanden und, so interpretierte es Dilthey, dieses zum Ausdruck gebracht, und in diesem Sinne kann Goethe als der größte Lyriker überhaupt bezeichnet werden.

Wie Dilthey hat auch Nishida dem Gefühl eine überlegende Bedeutung zuerkannt, und zwar macht das Gefühl in Nishidas Gedanken den Gehalt des Selbst aus, der gerade durch künstlerisches Handeln zu fassen sei. In der Tat hat Nishida die Poesie für den Ausdruck des Lebens gehalten und insbesondere die Dichtungsweise „shasei“ (Beschreibung des Lebens) in der japanischen Dichtung Tanka hoch geschätzt. Besonders deutlich hat im Bereich des Tankas Saito Mokichi die Dichtungsweise „shasei“ vertreten. Seiner Meinung nach bedeutet „shasei“ das Beschreiben des Lebens, mit anderen Worten, das unmittelbare zum Ausdruck Bringen des Lebens qua konkrete Wirklichkeit. Gerade in diesem Gedanken von „shasei“ hat er eine gemeinsame Grundtendenz von japanischer Dichtung mit der Lebensphilosophie Diltheys gesehen.

In den Werken großartiger Dichter könnte man also die Vereinigung von Dichtung und Leben finden. Auf das Wie dieser Vereinigung bewegten sich auch Saito und besonders Tsuchiya Bunmei mit ihrer Einstellung zur Lebensbeschreibung („shasei“) zu. Bei Saito und Tsuchiya mußte das Tanka-Gedicht schließlich als das Leben selbst auftauchen. Diese radikale Einstellung könnte ein radikales Verständnis des Lebens möglich machen und ein solches Lebensverständnis könnte in der Tanka-Dichtung in Worte gefasst werden, obwohl die dichterischen Worte gewiß anders als philosophische Begriffe wären. Gerade hier dürfte man einen ausgezeichneten Sinn der Lebensbeschreibung („shasei“) erkennen.

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