1995 Volume 1995 Issue 46 Pages 210-219,9
Sofern Heideggers Denken, nach "Sein und Zeit", sich selbst in die Gott-losigkeit geworfen sah, war es ihm unvermeidlich, an die altgriechischen Götter zu denken. Das Verständnis für W. F. Ottos Forschung wurde eben da zu einer von seinen wichtigsten Aufgaben.
Otto beweist, indem er den Historismus des 19. Jahrhunderts kritisiert, daß die Erscheinung des Gottes zu den Menschen immer am Anfang der Geschichte steht. Heidegger stimmt mit Otto vollkommen in dieser Ansicht überein. Auch Heidegger hält das Gespräch mit Göttern für den Anfang der geschichtlichen Zeit des Menschen. Aber noch dazu versichert er, daßdieses Gespräch in die ursprünglichere Ortschaft, d. i. die «Aletheia» als den Ort des Seins selbst gehört, und daß die Götter nur aufgrund vom Sichöffnen dieser Ortschaft anwesen können. Solcherweise deutet Heidegger ontologisch Ottos Forschung um.