Abstract
Heidegger erwähnte in der „Schelling-Vorlesung“ (1936) nur ein einziges Mal den Begriff Ungrund und griff ihn sonst nicht weiter auf. Vielmehr beschäftigte Heidegger sich größtenteils mit dem Problem des Zwiespalts zwischen System und Freiheit, in der Annahme, das System Schellings sei gescheitert. Mit der Herausgabe von „Heideggers Schelling-Seminar“ (1927/28) in den letzten Jahren machten Lore Hühn und Jörg Jantzen jedoch klar, dass Heidegger in diesem Seminar mehrmals den Begriff Ungrund erörterte und gerade diesen für einen zentralen Begriff in der Metaphysik des Bösen bei Schelling hielt. Ich habe vor, in dieser Abhandlung zu erklären, dass Heidegger sein Leben lang den Begriff Ungrund für einen zentralen Begriff in der Interpretation von Schelling gehalten und aus diesem Begriff Ungrund seinen Begriff Abgrund herausgearbeitet hat. Ebenso möchte ich klar darlegen, dass die negativtheologische Fragestellung Schellings über die des Deutschen Idealismus hinausdeutet und diese Fragestellung ein Motiv der Überwindung der Metaphysik Heideggers inspiriert.