SOCIO-ECONOMIC HISTORY
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Das Nurnberger Tuchmacher-und Farber-handwerk vom Ausgang des Mittelalters bis zur fruhen Neuzeit
Hironobu SAKUMA
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JOURNAL OPEN ACCESS

1989 Volume 55 Issue 3 Pages 297-331,405

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Abstract

Bei dem zunehmenden Interesse der Forschung am alten Handwerk beginnt man zu kritisch zu fragen, ob es zum einen die Gleichheit und die Solidalitat inner-halb eines Handwerks und zum anderen den AbschluB nach auBen gab, wie man herausgestellt hatte. Da bisher kaum prazise Ergebnisse erzielt wurden, habe ich hierzu eine Fallstudie erarbeitet, wobei die selbst in neueren Recherchen vernachlassigte Konjunkturentwicklung mit berucksichtigt wurde. Aus Ergebnis muB zunachst das Gleichheitsprinzip aufgegeben werden. Denn es bestand bezuglich der Beschaffung der Wolle, der Verfugbarkeit der Arbeitskrafte und der Tuchrahmen sowie der Produktionsmenge eine absolute Ungleichheit unter den Meistern. Ihre Tatigkeit als Verleger oder Handler fuhrte auBerdem zu enormen Vermogensunterschieden. Gegen 1500 zerfugte 35, etwa ein Drittelaller Meister, uber mehr als 500 fl. Vermogen. Wahrend bei ruckllaufiger Produktion die Tuchpreise 1560=1634 um 75% stiegen, kletterten im 16. Jh. die Preise fut Lebensmittel um 300-400% und fur Rohsto0ffe um 100%, so daB die meisten Meister verarmen muBten. Von einem AbschluB nach auBen in Bezug auf die Zulassungsbedingungen kann man erst nach 1550 sprechen. Kennzeichen waren die Erhohung des nachzuweisenden Mindestvermogens und die Begrenzung der Lehrlingsaufnahme. Die AbschluBtendenz entsprach vollig dem drastischen durch den Absatzmarktverlust verursachten Produktionsruckgang seit den vierziger Janren. Die Vorstadte Nurnbergs, Wohrd und Gostenhof, nahmen eine besondere Stellung ein, da Nurnberg das Ernennungsrecht fur die Vorsteher der beiden vorstadtischen Hand-werke besaB und sich dort wegen der billigeren Einerittsgebuhr und des geringeren Mindestvermogen die unteren Schichten niederlieBen. Einheitliche MaBnahmen der drei Stadte gegen den Import von Tuchern, z. B. der obligatorische Verkauf auf dem Nurnberger Tuchhaus, blieben erfolglos. Vor allem bedrohten seit etwa 1550 die billigeren Tucher aus Hezogenaurach und Schwabaach. Esist festzustellen, daB in der Fruhneuzeit im Nurnberger Wirtschaftsraum besonders die benachbarten kleinen Stadte profitierten. Nurnberg blieb aber Zentrum des Handels.

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© 1989 The Socio-Economic History Society
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