SOCIO-ECONOMIC HISTORY
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Der preuBische Adel im 18. Jahrhundert : Ver-such eines sozialgeschichtlichen Vergleichs mit dem westfalischen Adel.
Takashi IIDA
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JOURNAL OPEN ACCESS

1992 Volume 58 Issue 4 Pages 469-500

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Abstract

Der preuBische Adel, die junker, wurde in der Nachkriegszeit sowohl von der Sozialgeschichtsforschung der Bundesrepublik Deutschland als auch von der Writschaftsgeschichtsschreibung der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik als ein zentraler Faktor, der den Weg der modernen deutschen Geschichte("Sonderweg" oder "preuBischer Weg") bereitet hatte, beachtet. In Japan wurden die Junker wirtschaftsgeschitlich hauptsachlich im Rahmen des Ubergangs von der feudalen Gutsherrschaft zum kapitalistischen junkerlichen Betrieb thematisiert, wobei ihr Verhaltnis der Klassenherrschaft zu den Bauern oder den landlichen Arbeitern(Instleuten) als zentrales Problem betrachtet wurde. Diese Abhandlung hingegen behandelt sozialgeschichtlich den Charakter des ostelbisch-preuBischen Adels als eine Standesgruppe im 18. Jahrhundert im Vergleich zum nordwestdeutsch-westfalischen Asel. Im Furstbistum Munster in Westfalen, wo in der Fruhen Neuzeit ein fester Standestaat entstand, bildete der Adel einen hochst geschlossenen Stand; die strenge Ahnenprobe, der Adelsnachweis von auBen sicherte seine Exklusivitat als Geburtsadel und sein autonomes "Haus" realisierte von innen vermittels zweckdienlicher Familienordnungen erfolgreich die Bildung eines ausschlieBenden Heiratskreises und monopolisierte seine Ritterguter und Amter erblich. In PreuBen hingegen, wo nach dem DreiBigjanrigen Krieg ein starker absolutistischer Staat entstand, bildete der Adel einen relativ offenen Stand. Er verschmolz mit dem vom Konig wegen. seiner Verdienste nobilitierten Briefadel, d.h. nichtadligen Beamten oder Offizieren und entwickelte sich u.a. als Offiziersstand zu einem dem Staat loyal dienenden Berufsstand. AuBerdem drangen die wohlhabenden Burger in die Rittergutsbesitzerklasse ein, weil das adlige "Haus" mangels zweckdienlicher Familienordnungen groBe Schuldenberge akkumuliert hatte und seine Ritterguter zu verkaufen gezwungen war. Es ist bemerkenswert, daB im ostelbischen Gebiet, wo die Sozialstruktur nach der bisherigen japanischen Wirtschaftsgeschichtsforschung feudal ruckstandiger als im westelbischen Gebiet war, der Adel als standesgruppe scheinbar paradoxerweise schneller in FluB kam. Und gerade diese Auflosungserscheinungen der Standesstruktur fuhrten in PreuBen ein deutliches Anschwellen der Staatesgewalt herbei.

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© 1992 The Socio-Economic History Society
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