Seit den Stücken
"Örtlich betäubt“ und
"Aus dem Tagebuch einer Schnecke“, in denen sich Grass mit Gegenwartsproblemen auseinander-zusetzen begann, entstehen in seinem Werkraum Parallelisierung, Kreuzung und Überlappung zweier Ebenen: gegenwärtiger und vergangener, fiktiver und wirklicher. Dabei ist die Konstruktion des
"Butt“ als eine Entwicklung zu beachten, weil hier jeweils zwei Ebenen mittels der Einsetzung des charakteristischen Ich-Erzählers zum erstenmal konstruktiv überbrückt werden; dieser behauptet, zu jeder erzählten Zeit dagewesen und trotz Fiktion der Autor selbst zu sein. Die Allgegenwärtigkeit des Erzählers im
"Butt“ läßt sich als eine geschickt erfundene Vorbehaltstechnik des modernen Literaturbewußtseins erkennen, dem das Erzählen aus allwissender Position nicht mehr glaubwürdig ist.
Inhaltlich geht es um die Verhandlung des feministischen Tribunals gegen den gefangenen Butt,
"das männliche Herrschaftsprinzip, “ und die Erzählung der Köchinnen von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart einschließlich der Geschichte der Ernährung, sowie das derzeitige Eheleben des Ich-Erzählers. Was diese drei Handlungsebenen inhaltsbezogen zusammenhält, das Leitmotiv des
"Butt“, ist der ewige Streit zwischen Mann und Frau. Als Komponente den Butt hinzugefügt, der in diesem Fall dem Mann die Zeiten hindurch Wünsche erfüllt hat, läuft das Romanganze auf eine Variation des Grimmschen Märchens
"Von dem Fischer un syne Fru“ hinaus. Die bereits analysierte Konstruktion ist ein wirkungsvolles Mittel, mit dem das Thema vielschichtig entwickelt wird.
Nach rund viertausend Jahren Vergangenheit eigener Schuld und zugleich eigenen Frauenkomplexes steht der Ich-Erzähler
"gebrochen“ neben seiner, weil sie Natur und Leben verkörpert,
"stärkeren und immer rechthabenden“ Frau. Betroffen hört er als Publikum der strengen Anklage gegen den Butt zu. Von seiner zänkischen und immer mehr fordernden Frau ermüdet, flüchtet er jedesmal in seine eigene Erzählung der historischen Köchinnen, auf die seine Träume und Wünsche projiziert sind. Die Erzählung wird ihm von seiner Frau als von der Sache ablenkende
"Ausrede“ und
"Fiktion“ vorgeworfen. Er,
"dem Natur fremd ist“, und der deswegen nie ohne Angst und Durst ist, kann aber auf Fiktion und Entwürfe von Utopien nicht verzichten. Hier lernen wir den Ursprung Grass'schen Drangs zur Kunst kennen. Es ist wie bei den Männern der Jungsteinzeit, die zum erstenmal von ihrer stillenden, durch Fürsorge herrschenden, dreibrüstigen Aua getrennt unterwegs waren; sie
"pfiffen immer kunstvoller gegen die Angst an.“ Einerseits wird diese angstgetriebene
"Ersatzgeburt“, der
"Existenzbeweis“ der Männer, als nur noch
"tragisch“ bezeichnet, weil er
"unnatürlich erzwungen“ und ohne Natur ist. Andererseits haben Fiktion und Phantasie, wie drei Brüste mutterrechtlicher Frauen, als Idee einen positiven Sinn,
"aus deren Widerspruch die fehlende Dimension, so etwas wie eine Überbrust erwachsen soll“. Also handelt es sich darum, eine andere Möglichkeit in die Wirklichkeit einzuführen, die nur zwei Brüste hat, und der
"das Dritte“ fehlt. Dies entspricht dem Gedanken der
"Schneckenphilosophie“ im vorigen Prosastück. Deren These besteht darin, feste Standpunkte zu verlassen, auf neue Gefühle begierig zu sein und immer andere Orte zu suchen. Man kann sagen, daß das Ganze des
"Butt“
抄録全体を表示