Beitraege zur oesterreichischen Literatur
Online ISSN : 2189-7514
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Hofmannsthals "Uber Verganglichkeit"
Yoichi KABUTAN
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2001 Volume 17 Pages 9-16

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Abstract

In dem Gedicht bilden zwei Gegensatzpaare den Grundaufbau: der sanfte Vokal a und der scharfe Vokal i ; der schwache (unbetonte) weibliche Versausgang und der starke (unbetonte) mannliche Versausgang. Wahrend in der 1. Strophe ausschliesslich der sanfte Vokal a mit weiblichem Versausgang (Wangen - Tage - vergangen) vorherrscht, haben die beiden Aussenverse der 2. Strophe den scharfen Vokal i mit mannlichem Reim (aussinntvoruberrinnt). Die Atmosphare der ganzen 2. Strophe ist demnach scharfer und starker als die der 1. Strophe. Alle Versausgange in der 3. Strophe sind mannlich und stark akzentuiert (gehemmt - Kind - fremd), die beiden Aussenverse haben den neutralen Vokal e und der Mittelvers den scharfen Vokal i, was insgesamt eine scharfe und starke Atmosphare bewirkt. Auch die 4. Strophe ist ahnlich konstruiert (war - Totenhemde - Haar). Da hier aber die Versausgange in den beiden Aussenverse den Vokal a u nd im Mittelvers den Vokal e haben, wirkt die 4. Strophe als Ganzes stark aber sanft. Der Schlussvers endet auf den sanften Vokal a, ist wiederum mannlich und hat einen starken Akzent: Haar. Er hat eine noch starkere und sanftere Atmosphare als die 4. Strophe. So ist die Atmosphare des Gedichts metrisch am Anfang schwach und wird aum Ende immer starker, und dabei vom Anfang bis zur 3. Stropher immer schafer, aber von der 4. Strophe ab wieder sanfter. Die scharfe Atmosphare stellt die Klage uber die Verganglichkeit des Lebens dar und die sanfte Atmosphare die Freude uber die Verkettung mit den Ahnen. Das Gedicht beinhaltet von der 1. bis zur 3. Strophe die Klage uber die Verganglichkeit des Lebens und von der 4. Strophe an die Freude uber die Verkettung mit den Ahnen : am Anfang schwach und dann immer starker und uberzeugender. Die letzten 4 Verse beschreiben die Freude uber ein Leben, das auch uber das Individuum hinaus fortbesteht. Wahrend man die ersten 9 Verse fur bedeutend gehalten hat, hat man bisher die letzten 4 Verse eher geringgeschatzt. Doch "Uber Verganglichkeit" klagt nicht uber die Verganlichkeit des Lebens, sondern besingt die Freude uber das Fortbestehen des Lebens.

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